Zwischen Glaube, Rollenbildern und Reichweite: Die Kontroverse um Millane Al-Masoud

Zwischen Glaube, Rollenbildern und Reichweite: Die Kontroverse um Millane Al-Masoud
Mit ihren Aussagen polarisiert Millane Al-Masoud in den sozialen Medien. Besonders ihre Forderung, Frauen sollten sich Männer unterordnen, stößt bei Feminist: innen auf scharfe Kritik.

Von Rebekka Ehrmann

»Wenn du einen Mann Gottes willst, musst du halt auch eine Frau Gottes sein. Und dazu gehört, du musst dich unterordnen. Hört sich krass an, aber du musst den Mann respektieren. Wenn der Mann eine Entscheidung trifft und sagt, wir machen das so, dann macht ihr das so.«  Millane Al-Masoud im Podcast RealModel Podcast, Episode 12, veröffentlicht am 15. September 2025, ab Minute 23:45.

Ein Satz, der das Netz spaltet

 »Wenn du ein Mann Gottes willst «, (…) « musst [du] dich unterordnen». Mit dieser sehr überholten Wertvorstellung wirft uns die Influencerin Millane Al- Masoud in Jahrzehnte zurück, in denen Feminismus noch ein Fremdwort war, während patriarchale Strukturen bis heute das gesellschaftliche Miteinander beeinflussen.

Wer ist Millane Al-Masoud?

Im Podcast »Realmodel Podcast« spricht die 23-jährige deutsche Influencerin, die sieben Millionen Follower: innen auf TikTok hat, von ihren Ansichten einer funktionierenden Ehe. Seit September 2025 ist sie verheiratet und zelebriert auf ihren sozialen Netzwerken Christfluencing. Ob Bibelstunden, Engagement in freikirchlichen Kreisen oder Kooperationen mit großen Marken – sie kombiniert religiöse Inhalte geschickt mit kommerziellen Aktionen. Unter dem Begriff Christfluencing versteht man das Phänomen, dass Christ: innen auf Social-Media Plattformen ihre Reichweite nutzen, um ihren Glauben zu teilen und um andere zu inspirieren und evangelisieren.

Die Aussage löste in den sozialen Netzwerken eine enorme Empörung aus. Dort häufen sich inzwischen Videos, in denen Nutzer: innen ihre Bestürzung über die Äußerung deutlich zum Ausdruck bringen. In den Kommentaren auf TikTok findet sich viel Kritik wie beispielsweise der Kommentar einer Userin: «Jeder soll machen, was er will, aber so etwas mit einer solchen Reichweite zu sagen, ist einfach gefährlich».

Gleichzeitig zeigen viele Reaktionen auch Zustimmung – die Debatte polarisiert stark.

Tradwife-Trend und alte Rollenbilder

Der Begriff »Tradwife«, abgekürzt für »Traditional Wife« sollte jedem inzwischen ein Begriff sein. Hierbei handelt es sich um eine klare und bewusst traditionelle Rollenverteilung, wie sie in den 50er Jahren vorzufinden war. Die traditionelle Frau sieht ihre Aufgaben darin, sich um Haushalt, Kinder und ihren Ehemann zu kümmern, während der Mann die Führungsposition verkörpert. In den sozialen Netzwerken sehen wir immer mehr Frauen, die diesen Lebensstil bewerben und ihn gar idealisieren.

Auch Millane verkörpert diesen Content. Doch was sie von den meisten ihrer Follower: innen unterscheidet, ist, dass sie durch die sozialen Medien gutes Geld verdient und somit das Privileg hat, finanziell unabhängig von ihrem Mann zu sein.

Warum die Debatte wichtig bleibt

In einer Zeit, in der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zentrale Werte sein sollten, erinnert die Debatte rund um Millane Al-Masoud daran, wie dringend Feminismus nach wie vor notwendig ist. Denn solange diese alten Rollenbilder in Millionen-Communities gefeiert werden können, ohne kritisch hinterfragt zu werden, bleibt der Kampf um die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen aktuell – und jeder Kommentar, jede kritische Stimme zählt.


Titelbild © Carlotta Wortmann

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