Wo fängt Fotografie an, wo hört sie auf?

Wo fängt Fotografie an, wo hört sie auf?

Der Leere Beutel beherbergt derzeit das darktaxa-projekt mit »The Regensburg Constellation«. Blinkende, verschwommene und interaktive Arbeiten setzen sich mit Digitalität und der Fotografie als Kunstform auseinander. Außerdem: Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Fotobücher.

von Anouk Sonntag

Kryptisch und zusammengewürfelt wirkt die Objektauswahl beim ersten Betreten des Ausstellungsraums. Die heterogene Ansammlung von Bildschirmen, Installationen und Bildtafeln ist die »Regensburg Constellation« des darktaxa-project. Sie wurde am 23. November als Hauptausstellung des Internationalen Festival Fotografischer Bilder in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel eröffnet. 

Das darktaxa-project versteht sich als eine Arbeits- und Diskursplattform von Künstler:innen, die experimentell an der Schnittstelle von Fotografie und neuen digitalen bildgebenden Verfahren arbeiten. Die eigens für Regensburg kuratierte Ausstellung untersucht den Begriff der Fotografie in all seinen Facetten, vor allem aber auch mit Fokus auf den aktuellen und zukünftigen technischen Fortschritt. 
In den letzten Jahrzehnten hat die Fotografie eine so exponentiell rasante Entwicklung hingelegt, wie keine andere Kunstform. Fotograf:innen sehen sich mit einer ständigen Neudefinition ihres Mediums konfrontiert, die gleichermaßen Zweifel auslöst wie Möglichkeiten auftut. Auch diese Ambivalenz schwingt in der Werkzusammenstellung mit.
Während des Besuchs liest eine computergenerierte Stimme unablässig aus demnoManifesto, einer Art stream of conciousness, der Ideen der Künstler:innen des darktaxa-project vereint. Zugegeben macht die Lautstärke der Audiodatei es schwierig, sich auf die übrigen Objekte zu konzentrieren, doch sind ihre Inhalte programmatisch für die Gesamtheit der Ausstellung. Wenn man sich darauf einlässt der intonationslosen Stimme zu lauschen, wird das Anliegen des Projekts deutlich konkreter. »Does the digital image need photography?« fragt sie, oder »Why even speak of photography? Why keep the term historically alive? Instead use a variable?«. 

Michael Reisch ist Initiator und Kurator der Gruppe, deren 16 Künstler:innen aus Europa undden USA kommen. Sie nutzen sämtliche bildgebende Verfahren seit der Digitalisierung, was das Ganze für die unbedarfte Besucher:in mitunter durchaus schwer greifbar macht. Ein Blick in das ausliegende Begleitmaterial ist zur besseren Nachvollziehbarkeit also empfohlen, dann jedoch ist die Konstellation in ihrer Intention schlüssig und anregend.

Wer sich aber anlässlich des Internationalen Festivals Fotografischer Bilder nach ein wenig klassischer Fotografie sehnt, findet im dritten Stock eine Parallelausstellung mit Gastbeiträgen des Regensburger Künstlers Valentin Goppel sowie der Fotoschule Lette-Verein aus Berlin. Ersterer zeigt eindringliche Schwarz-Weiß-Bilder von der polnisch-ukrainischen Grenze. Schon allein diese sind sehenswert, obendrein kann man aber auch noch die mit dem diesjährigen Deutschen Fotobuchpreis gekürten Bildbände bewundern. Die Auszeichnungen werden seit über 25 Jahren verliehen – seit 2023 nun jährlich in Regensburg.

Die Ausstellung ist in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel noch bis zum 4. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehen.

Wer in das noManifesto eintauchen und über Wesen und Fortgang der Fotografie philosophieren möchte, findet hier den Link.

Beitragsbild: Lossless Compression, Philipp Goldbach, 2023.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert