Kleine Bühne, große Vielfalt – Die 4. Open-Mic Night im Velodrom

Kleine Bühne, große Vielfalt – Die 4. Open-Mic Night im Velodrom

Bereits zum vierten Mal öffnete das Theater Regensburg am 19. Oktober die Bühne für alle, die sich einfach mal ausprobieren wollen. Unsere Redakteurin lässt den Abend Revue passieren.

von Hannah Eder

Das Foyer des Velodroms, in dem nach wie vor Renovierungsarbeiten stattfinden, ist voll besetzt. Auf bunt gemischtem, aber gemütlichem Mobiliar wird das Publikum an diesem Abend von der Organisatorin der Veranstaltung und Chefdramaturgin des Theater Regensburg Maxi Ratzkowski eingeladen einem Potpourri künstlerischer Beiträge aus Musik und Wortkunst zu lauschen »junge talentierte Menschen aus der Umgebung kennenzulernen«. Es gäbe »keine Kuration« für die Open-Mic Night, so Ratzkowski gleich zu Beginn, sodass nicht vorab ausgesiebt wird und die Bühne tatsächlich für alle offen steht, die sich vorab bei ihr anmelden. Welche Beiträge kommen und welches Genre dabei bedient wird, variiert daher bei jeder Veranstaltung. Diesmal hat sich daraus ein sehr musikalisch geprägtes Programm entwickelt.

Den Anfang machen Svenska Famosa. Die Regensburger Band, die ihre Musik selbst als »Vocal Indie Pop« beschreibt und normalerweise aus fünf Mitgliedern besteht, tritt heute in verkleinerter Dreierbesetzung auf. Ohne Schlagzeug und zweite Gitarre liegt der Fokus noch mehr auf den Stimmen der beiden Sänger*innen, die das Publikum mit drei Stücken im fließenden Wechsel zwischen sanften Harmonien und rockigen Elementen auf den vielseitigen Abend einstimmen. Mit dabei ist unter anderem ihr noch unveröffentlichtes Stück »Uncool«, das laut Gitarrist und Songwriter Sven beim Socken aufhängen entstanden ist.

Oh, das Leben ist ein Fluss, weil alles, alles hier bewegt sich. […] Alles, alles rennt und ich, ich renn halt mit.

– Kati

Danach übernimmt die neunzehnjährige Kati aus Amberg mit ihrer Gitarre. Die Nachwuchs-Liedermacherin spielt eigentlich Querflöte, das mit der Gitarre habe sich eher so nebenbei ergeben, erklärt sie und kündigt ihr erstes – und bisher einziges – Stück an. Zwar trägt der Song noch keinen Titel, aber das macht nichts, denn der nachdenkliche Text gepaart mit Katis gefühlvollem Gesang spricht für sich selbst.

Die nächste Künstlerin Milumia die ursprünglich aus Tschechien kommt, hat von der Veranstaltung morgens beim Bäcker aus der Zeitung erfahren. Auch sie tritt allein mit Gitarre auf. Ihre beiden Lieder könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Während sie »Honey« spielerisch fragt, wohin die Bienen eigentlich nachts verschwinden, handelt ihr zweiter »Quiero saber mas« von einer verflossenen Liebesbeziehung zu einem Mexikaner und zeigt Milumias verletzliche und schmerzvolle Seite.

Als einzige nicht-Musikerin und »Wiederholungstäterin« kommt anschließend Marina auf die Bühne. Sie sitzt im Rollstuhl und moderiert sich mit viel Witz und Augenzwinkern selbst an. Ihr kurzer Text »Träume« widmet sich der Kreativität unseres Unterbewusstseins und der Bedeutung, die wir unseren Träumen und Erinnerungen beimessen sollten.

Egal ob schön oder beängstigend, viele haben Bedeutungen, die man vielleicht später erst versteht. […] Wer seine Träume verliert, hat einen wichtigen Teil von sich selbst verloren.

– Marina

Alles nicht so ernst nimmt hingegen der Musiker Somnambuhl. Seine Lieder – Musikrichtung nach eigenen Angaben »Krautbeat« – sind alles andere als geradlinig. Hinter jeder Zeile steckt ein Wortspiel oder eine andere Überraschung, die das Publikum zum Schmunzeln bringt. Egal ob liebestolle Pariser Damen oder blutrünstige Vampire aus Transsilvanien, seine Stücke beinhalten pointierte Charaktere und entwickeln jeweils ganze Geschichten in nur wenigen Minuten.

Abschluss des eigentlichen Programms ist Maxi Miliane. Auch sie bringt zwei Musikstücke mit, wobei die Lieder nicht von ihr selbst verfasst, sondern bekannter Stoff neu in Szene gesetzt sind. Mit leicht rauchiger Stimme und viel Gefühl interpretiert sie dabei unter anderem den Song »Count to Ten« der Sängerin Tina Dico neu und rundet den Abend ab …

… eigentlich. Denn auf den Aufruf von Maxi Ratzkowski, ob es noch spontane weitere Beiträge gibt, meldet sich unter anderem Alina, die eigentlich Jugendbücher schreibt, aber an diesem Abend noch einen selbstverfassten Poetry Slam-Text zum Besten gibt. Und selbst danach macht die lockere und ungezwungene Atmosphäre im Velodrom noch Lust auf mehr.


Die Open-Mic Night findet immer dreimal pro Spielzeit statt. Für die aktuelle Spielzeit unter dem Motto »Identitäten« gibt es noch zwei Termine am 13. Dezember 2023 und am 13. Juni 2024. Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Website des Theater Regensburg.

Diese Veranstaltung wurde mit einer Pressekarte besucht.

Bilder © Hannah Eder

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