Die Kirche gegen den Kommunismus – Die Filmreihe »Don Camillo und Peppone«

Die Kirche gegen den Kommunismus – Die Filmreihe »Don Camillo und Peppone«

Wenn zwei sich streiten, freut sich der:die Dritte, heißt ein schönes Sprichwort. So ist es auch bei Filmen. Und wenn sich Don Camillo und Peppone in den gleichnamigen Filmen in die Haare kriegen, freut sich der:die Zusehende am meisten. Obwohl beide im Inneren eigentlich dasselbe wollen.

von Yvonne Mikschl

Eine kleine Welt, irgendwo in der Po-Ebene in Italien. Ein Dorf, umringt mit Feldern, die Menschen leben von der Landwirtschaft. Der Fluss erzählt sich Geschichten, die sonst nirgends passieren. Zum Beispiel die Geschichte zweier Männer, die nur das Beste für ihre Gemeinde wollen, im Herzen an das Gute glauben. Nur dabei gibt es ein Problem: Die Wege, die die beiden beschreiten, sind unterschiedlich, meist gegensätzlich.

Die Figuren – Priester gegen Politiker

Ja, so könnte man im Groben die Filmreihe »Don Camillo und Peppone« beschreiben. Die fünf Filme erzählen die Ereignisse in Boscaccio kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Italien, als der Kommunismus in Italien herrschte. Im Grunde geht es um die Differenzen zwischen Parteiprogramm und inneren Überzeugungen auf der einen und tradierten Werten und dem Glauben auf der anderen Seite. Entstanden sind die Filme im Zeitraum von 1952 bis 1965 und sind in schwarz-weiß.

Der Fokus liegt dabei auf dem Clinch-Paar: Don Camillo (Fernandel) ist der Dorfpfarrer, der im politischen Kontext meist den Pfaffen beziehungsweise der Reaktion angehört. Seine Angewohnheit ist es, mit dem am Kreuz hängenden Jesus in seiner Kirche zu sprechen. Um seine Überzeugungen zu verteidigen, nutzt er nicht nur Worte, sondern mehr als einmal auch seine Fäuste. Erzfeind (und in gewisser Weise doch irgendwie Freund) ist der kommunistische Guiseppe Bottazzi (Gino Cervi), genannt Peppone, der im ersten Teil zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Themen sind gleich: Soziale Fragen, insbesondere die Verbesserung des Loses der armen Landarbeiter in der Poebene, sind die Streitpunkte. Nur die Mittel sind wie schon gesagt verschieden.

Die Handlung der fünf Filme im Überblick

Kommen wir nun mal zur Handlung, ohne zu viel vorwegzunehmen. Jeder der fünf Filme hat einen Hauptstrang und mindestens einen kleineren Nebenstrang. Im ersten Teil »Don Camillo und Peppone« ist zum einen der Streik der Mitarbeitenden der Landwirtschaft ein Thema und der Bau eines »Haus des Volkes« der Leitfaden. Teil zwei schließt direkt an die Entscheidung des Bischofs an, Don Camillo »auf einen längeren Erholungsurlaub« in die Berge zu schicken, doch Peppone setzt sehr viel daran, seinen Lieblingsrivalen zurückzuholen, da er als einziger einen Grundstücksbesitzer von dem Bau eines Staudamms überzeugen kann (»Die Rückkehr des Don Camillo«).

Der Kommunismus steht gegen die Kirche in »Don Camillo und Peppone« (Quelle: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay)

»Die große Schlacht des Don Camillo« setzt bei den Parlamentswahlen an, bei der der Pfarrer die Wahl von Peppone zum Senator verhindern will – allerdings mit wenig Erfolg. Doch obwohl sein Widerstand wenig fruchtet, wird er in Teil vier wie Peppone ebenfalls zum hohen Tier in der katholischen Kirche, nämlich zum »Hochwürden Don Camillo«, der in seinem Dorf um eine Eheschließung in der Kirche statt im Rathaus kämpfen darf. Nach einem Zeitsprung reisen »Genosse Don Camillo« und Peppone mit einer Delegation nach Russland, um die Städtepartnerschaft mit einer russischen Gemeinde zu besiegeln.

Verschieden – und doch irgendwie ähnlich

Beide wollen den anderen irgendwie loswerden und zum Aufgeben zwingen. Doch wenn der eine dann mal weg ist, wird es für den anderen schnell einsam, wie Teil zwei deutlich zeigt. Und nicht nur das: So sehr die beiden die Methode des Anderen hassen – sobald der eine in Gefahr ist, ist der andere da, um zu helfen. Der Grund dafür liegt in der Vorgeschichte: Beide verbindet eine gemeinsame Zeit als Partisanen im Krieg.

Und noch etwas: Obwohl Peppone es nie zugeben würde, er ist gläubiger Christ. Früher Ministrant, lässt er sich genauso mal in der Kirche blicken oder gar sein Kind taufen. Genauso wie einiger seiner Anhänger. Aber alles heimlich, damit es von außen nicht so wirkt, als hätte die »Reaktion« gesiegt, denn für den Bürgermeister und späteren Senator steht der Kommunismus über der Kirche.

In diesem Punkt unterscheidet sich Peppone von Don Camillo: Er mag zwar etwas heftiger mit seinen Fäusten vorgehen, als es Christus vorgesehen hatte, allerdings wendet er sich nicht mal als Genosse unter einem Decknamen von der Kirche ab. Zwar predigt er regelmäßig, dass die Kirche sich aus der Politik rauszuhalten hat, allerdings hat man als Zuschauer:in ab Teil drei und besonders in Teil fünf das Gefühl, dass er zum Führer der kleinen Opposition im Gemeinderat wird.

Fazit: Unverbesserlicher Klassiker

Genau diese Verschiedenheit, die in gewisser Weise eine Gleichheit ist, macht den Humor der Filme aus. Es gäbe eigentlich noch weitere Teile der Filmreihe, doch verstarb Fernandel beim Dreh zum sechsten Teil 1971 an Lungenkrebs, weswegen dieser Teil nie fertiggestellt wurde. Meiner Meinung nach würde eine Neuverfilmung des Stoffs oder ein neuer Teil in Farbe und mit anderen Schauspielern keinen Sinn geben, da die Nostalgie abhandenkommen würde und es in Zeiten eines Krieges, in dem Russland verwickelt ist, wahrscheinlich schwierig wäre, einen Film zum Thema Sozialismus herauszubringen. Für mich ist »Don Camillo und Peppone« ein Klassiker der italienischen Filmszene, die auch im Jahr 2023 noch anzusehen ist und deren Humor bis heute funktioniert.

Für einen kleinen Einblick hier der Trailer zu Teil drei »Die große Schlacht des Don Camillo«:

Beitragsbild: Photo by Mateus Campos Felipe on Unsplash

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