Feminis:muss: Keine Einigkeit bei Diskriminierung

Feminis:muss: Keine Einigkeit bei Diskriminierung

Ein Rant gegen das sich einig uneins sein. 

von Moritz Müllender

Nein liebe Liberalo-Dozierenden, es ist nicht schön, dass wir über alles reden können. Neulich benutzte eine dozierende Person einen Begriff, den viele ihrer Studierenden als diskriminierend markierten. Es folgte eine lange Diskussion, in der sie gebeten wurde, das Wort in Zukunft weg zu lassen. Die Autoritätsperson wollte sich jedoch nichts vorschreiben lassen und beteuerte, so bleiben zu wollen, wie sie ist. Danach bedankte sie sich für die spannende Diskussion und hielt fest, wie schön es sei, dass wir unterschiedliche Meinungen haben. Yeah, Harmonie wiederhergestellt und die moralische Position gefestigt. 

Viele Akademiker*innen und Intellektuelle lieben es förmlich sich über kontroverse Themen in die Wolle zu kriegen und sich danach einig zu sein, dass sie sich uneins sind. Wenn das Thema dann ad acta gelegt wird, können sie sich an der eigenen Toleranz ergötzen und die Diskussion, wie ein sportliches Event hinter sich lassen. An sich eine gute Einstellung, wenn es darum geht, wie das optimale Verhältnis von Margarine zu Marmelade auf Brot sein sollte. Leider findet sich diese Einstellung auch oft, wenn Vertreter*innen privilegierter Gruppen über Diskriminierung sprechen. Und da möchte ich dann nur noch kotzen. Ich möchte mich nicht über einen friedlichen Dissens mit einer menschenfeindlichen Haltung freuen. Denn das kann ich nur, wenn ich nicht selbst betroffen bin. Die blumige Idee des »we can agree to disagreee« funktioniert nicht mehr, sobald eine Person anwesend ist, deren Menschlichkeit gerade verhandelt wird. Auf dem traurigen Höhepunkt dieses Phänomens gibt sich die diskriminierende Person dann tolerant und gesprächsbereit, während sie allen anderen Engstirnigkeit und Bevormundung vorwirft – Sie sei ja offen für Dialog. 

Ich finde es erstaunlich, wie angegriffen sich diese toleranten Menschen fühlen, wenn ihnen dargelegt wird, warum es sinnvoll ist, etwas nicht mehr zu tun oder zu sagen. Ich frage mich wie sehr die eigene Identität mit der Freiheit diskriminierend zu sein, zusammenhängen kann. Ja, manchmal kann es schwierig sein den Überblick über neuere Entwicklungen zu behalten und manchmal rutscht Menschen auch etwas hinaus. Das Mindeste wäre dann ein paar Mal tief durchzuatmen, sich für das Feedback zu bedanken und selbst den Hintergrund der eigenen Handlung zu recherchieren, bevor der Reflex eintreten kann, sich nichts vorschreiben lassen zu wollen. Mit den Personen, die dann immer noch auf eine diskriminierende Handlung oder Bezeichnung bestehen, möchte ich mir dann aber auch nicht mehr einig sein. Nicht mal darüber, dass wir uns uneins sind. Und nein Thorsten, es ist gar nicht mal so schwer, verschiedene Meinungen auszuhalten, wenn sie einen nicht betreffen. Vor allem nicht, wenn die These dazu dient, faul einfach weiter diskriminierend frei Schnauze weiter zu plappern. Wirklich unbequem wäre es Fehler einzugestehen und einen Änderungsprozess zu wagen.

Beitragsbild: © Kristina Flour | UnSplash

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