Wohnsinn-Kolumne: Never Ending Abschied

Wohnsinn-Kolumne: Never Ending Abschied

Und da bin ich wieder. Aber ich bin nicht wieder da. In Zeiten von Corona verwischt eben alles. Wer ist wo? Wo bin ich, und wenn ja, wann? 

von Lena Alt

Ja, ich muss sagen, ziemlich genau so fühlt sich das an, ausgerechnet jetzt weit weg gezogen zu sein. Vor einigen Wochen habt ihr hier meinen Abschiedsbrief gelesen. Ich habe mich von der Uni, von Regensburg, von meiner Wohnung dort verabschiedet. Ich bin nach Frankfurt am Main gezogen, weit weg von den meisten von euch. Dort studiere ich jetzt auch, weshalb das hier ein – vielleicht endgültig letzter (?) – Gastbeitrag von mir ist. 

Aber lasst euch gesagt sein, in Frankfurt wohnt es sich auch nicht weniger wohnsinnig als in Regensburg. Aber es wohnt sich ganz anders, für mich zumindest. Ich bin in eine relativ große Wohnung gezogen, vor allem im Vergleich zu meiner Regensburger Behausung. Die Küche ist nicht direkt im Flur, sondern hat eine eigene Tür! Dieser Luxus versetzt mich jeden Tag aufs Neue in absolute Ekstase. Sie hat sogar eine Waschmaschine und eine Spülmaschine, ist das zu glauben?! 

Ich habe einen absolut reizenden Mitbewohner. Er ist sauber, ordentlich, kocht gerne und immer so viel, dass ich auch noch davon satt werde. Er ist mein einziger sozialer Kontakt momentan, den ich nicht durch einen Bildschirm betrachte. 

Aber genau das ist der Punkt: Alle anderen Menschen sehe ich nur durch den Bildschirm. Nach Regensburg zu meinen FreundInnen zu fahren oder nach München zu meiner Familie ist einfach weit. Selbst wenn wir uns jetzt langsam wieder treffen dürften, heißt das ja nicht, dass es ratsam ist, sich für mehrere Tage in einem anderen Haushalt einzuquartieren. Und für einen Nachmittagsspaziergang ist es nach Ost- oder Südbayern einfach zu weit. 

Und in Frankfurt? Tja, da lerne ich – von meinem Mitbewohner abgesehen – niemanden kennen. Univeranstaltungen finden virtuell statt. Selbst wenn die Kameras an sind, Möglichkeiten zum Smalltalk und Freundschaften schließen gibt es eigentlich nicht. Stattdessen freunde ich mich langsam aber sicher mit dem Supermarkttürsteher an, mit dem ich hin und wieder ein kleines Schwätzchen halte, wenn ich auf den nächsten verfügbaren Einkaufswagen warte. 

Aber keine Sorge – ich vereinsame hier nicht. Ich genieße die wunderschöne Wohnung sehr. Obwohl es auch hier kleine Späßchen gibt: Der Küchenabfluss ist schon einmal kollabiert, und einen mitternächtlichen Feuerwehreinsatz gab es auch schon. Aber irgendwie finde ich das alles gar nicht schlimm. (Seltsamerweise freut man sich zur Zeit sogar, wenn nachts Feuerwehrleute an die Tür klopfen und mit einem reden.) Jeden Abend werde ich für alle Quälereien des Tages mit einem wunderschönen Sonnenuntergang entschädigt, den ich durch mein Fenster beobachten kann. Und wenn ich schreibe »jeden Abend«, meine ich das auch: Es gab noch keinen Tag, an dem die Sonne nicht direkt vor meinem Fenster untergegangen ist. Selbst an den verregnetsten Tagen ist sie noch auf den letzten Metern unter die Wolken gerutscht und hat sich von mir verabschiedet. Ich lerne Frankfurt also auch aus meinem Studentenzimmer lieben (auch wenn Regensburg natürlich meine erste Liebe bleibt!). 

News aus dem uns allen so ans Herz gewachsenen Regensburg gibt es dann nächste Woche von Lotte wieder.

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