Lavendel & Destillat

Lavendel & Destillat

»Elefant« rufst du leise. Er ist hier, inmitten von uns, mitten im Raum. Mitleidig blickt er zu uns.

von Carina Aigner

Lavendel & Destillat,

Der Geruch unserer letzten Tage war Lavendel & Destillat

Dein grünes Shirt färbte sich rot, wie die Sonne vor deinem Fenster

Lavendel, schnell.

Danach Destillat.

Dann Ruhe,

– doch nur kurz.

Du atmest langsam, holprig,

als würde die Luft anstelle deiner Lippen über Schotterstraße fahren.

Steine pflastern den Weg,

Pflaster steinigen dich

Ertrinken im rot, ein Tropfen im Meer.

Ich sehe das rote Meer in deinen Augen,

sehe das tote Meer in deinen Augen – sehe dich gefangen zwischen Tod und mehr.

So viel spielt sich in dir ab,

hinter deinen Augen, vor meinen Augen, in mitten von uns.

„Elefant“ rufst du leise.

Er ist hier, inmitten von uns, mitten im Raum

Mitleidig blickt er zu uns.

Er ist hier, wie eine Kugel aus Blei sitzt er auf deiner Brust,

in deiner Brust.

Er steckt tief, zu tief.

Du denkst nach und wirst tiefgründig, kannst den Kern jedoch nicht greifen.

Keiner von uns kann das, dafür reicht die Technik noch nicht.

Dann Ruhe,

– doch nur kurz.

Meeresrauschen plätschert aus deinem Mund,

während du in deinen Worten schwimmst.

Du verlierst sie, gräbst in den Wellen nach ihnen, doch das Meer teilt sich nicht in zwei.

Im Grunde verborgen bleiben sie liegen,

unerkannt, unergründlich, doch nicht vergessen.

Ich schreibe mit, ein jedes von ihnen.

Wir reden über den Mariannengraben.

Du beginnst erneut damit zu plätschern,

ich bringe dir Lavendel.

Danach Ruhe,

– doch nur kurz.

Geräusche färben den Raum rot, dann blau,

Du färbst deine Kleidung rot, ich schaue zu meiner gelben Regenjacke hinüber.

Wir haben sie zusammen gekauft

                           damals,

als sie so gut zu den Blättern auf dem Boden passte.

Ich zog sie heute an, denn sie passt so gut zu deiner Lieblingsfarbe,

besser noch zu deinem Gemüt.

Ich kann die Farben spüren, die deine Gedanken heute Nacht heimgesucht haben,

kann sie riechen, kann sie schmecken.

Siehst du sie auch?

Salzkristalle bilden sich in meinem Mund.

                         Azul – Bernstein & Onyx – Synästhesie.

Ich erinnere mich.

Es liegt mir auf der Zunge, doch schlucke ich es herunter.

Der Elefant wird größer.

„Treffen wir uns später?“, frage ich dich.

Smaragdgrün und Sandelholz.

Unsere Wege scheiden sich.

Ich komme später noch vorbei.

Und bis dahin ist zwischen meinen Zeilen stets Platz für dich.

Ich laufe los, verfehle dich.

Lavendel & Destillat.

Danach Ruhe,

– dieses Mal für immer.

Foto von nikko macaspac auf unsplash

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