DIS is democracy

» In Schubladen zu stecken, erleichtert das Leben, denn es erspart das Denken. «

von Franziska Leibl

Wie Sekundenkleber an den Händen

Hängen wir an der Gewohnheit,

Kein Gehör mehr zu verschwenden

Für Meinungen,

Die etwas gegen die unsrige haben einzuwenden.

Dabei wär‘ es doch wieder an der Zeit,

Sich auch anders zu denken,

Fernab jeglichen Geländers,

Vorurteils-Barrieren zu senken

Und sich endlich

Mit der nackten Wahrheit

Einzuschenken:

Dass wir gefangen sind.

In unseren Kreisen.

Egal, ob Meinungs-, Alters- oder Sinusmilieukreisen –

Wir kreisen uns um uns selbst und unsere Kreise,

Und sobald wir angekommen sind,

Im » eigenen « Kreis,

Wollen wir in keinem anderen mehr zugehörig sein.

Doch welcher Kreis hat denn nun Recht?

Und welcher ist für uns nur recht?

Woher nimmt man überhaupt das Recht,

Sich auserwählt zu wissen,

Vorschreibend zu entscheiden,

Was » das Leben richtig zu leben « heißt?

» In Schubladen zu stecken,

Erleichtert das Leben,

Denn es erspart das Denken. «

Tja, und so, anstatt an Kompromisse zu denken

Und Verständnis zu schenken,

Wollen wir kostbare Zeit

Nicht in Diskursen verschwenden,

Denn wir lieben isoliertes, bestätigendes Denken.

Dabei ist die Zeit längst reif,

Um einen Schritt aufeinander zuzugehen.

Ja, die Zeit ist mehr als reif,

Um frischen Wind durchs Haar zu wehen.  

Doch wir drehen noch mehr Runden in unserm Kreis

Und denken nicht fernab der Ränder,

Weil jeder ja weiß:

Es lebt sich so viel gemütlicher,

In unserem kleinen, konsensuellen Kreis.

Aber das kanns doch nicht sein?!

Weil schließlich niemand die absolute Wahrheit weiß.

Und schaut doch, wie vor lauter angrenzenden Kreisen

Die zusammenführenden Schnittmengen entgleisen

Und in der Folge

Die Gemüter noch mehr vereisen!

Und am Ende?

Wird die Gemeinschaft drunter leiden,

Weil wir vor ideologischer Sturheit

Die Gespräche vermeiden

Und Blicke über den eigenen Tellerrand

Sofort als Verrat und Blindheit bezeichnen.

Und wohin?

Wohin soll uns das noch führen?

Wenn wir selbst in Krisen keinen gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr spüren?

Wenn wir immer in unserer Bubble kreisen

Und uns dort unübertrefflich weise fühlen?

Ja,

Es wird Zeit für einen neuen Kurs,

Für mehr DISkurs.

Mit DISsonanzen.

Und DISkussionen.

Ich weiß, das ist Arbeit und Arbeit ist hart –

But I guess democracy has always been a work of (he)art.

Beitragsbild von FuN_Lucky