Wohnsinn-Kolumne:Endlich zu Hause?

Wohnsinn-Kolumne:Endlich zu Hause?

Vergeht Zeit tatsächlich schneller, wenn man älter wird? Ich finde ja. Einmal mit dem Finger geschnipst und plötzlich sind fünf Monate verflogen. In meinem Fall heißt das: Mein Auslandssemester ist vorbei und statt wie die letzten Monate abends den blutroten Sonnuntergang am Meer zu genießen, blicke ich nun wieder aus meinem kleinen WG Zimmer auf die nebelverhangenen Domtürme. Nach Hause kommen ist zwar schön – aber auch komisch.

von Paula Kühn

Einschneidende Veränderungen im Leben gehen manchmal ziemlich schnell. Koffer und Rucksack in den Gepäckraum des Buses geworfen, die inzwischen gar nicht mehr neuen Freund:innen fest an mich gedrückt, gefühlsduselig auf dem harten Sitz eingeschlafen und keine elf Stunden später stand ich wieder auf deutschem Boden. 

Die ersten Tage zurück verschwimmen in einem Nebel aus freudigen Wiedersehen in WG-Küchen bei Glühwein und Frühstückstreffen in gemütlichen Cafés, sodass es ein paar Tage dauert, bis ich zum ersten Mal alleine in meinem Zimmer sitze und realisiere, dass ich jetzt tatsächlich wieder zu Hause bin.  Realisiere, dass all meine Freund:innen und die Familie nun wieder in der gleichen Stadt wohnen, beziehungsweise nur eine kurze Autostunde entfernt, keine Ländergrenzen mehr dazwischen. Dass ich jetzt wieder in meinem eigenen, geliebten Bett schlafen kann oder ebenso banale Dinge, wie, dass ich die Kassierer:innen auf Deutsch ansprechen kann. 

Das ist schön, aber ich merke ganz deutlich, dass sich mehr verändert hat, als gedacht. Allem voran: Ich habe jetzt noch ein »Zu Hause«, eines in dem so vieles anders ist, teilweise komplizierter aber immer aufregend. Eines, von dem ich vor wenigen Monate noch keinen blassen Schimmer hatte. Jetzt fühle ich mich seit ein paar Tagen merkwürdig zerrissen, möchte sowohl in Regensburg bleiben als auch zurück nach Nizza. Aber an zwei Orten gleichzeitig zu sein ist natürlich ebenso wenig möglich, wie die Zeit zurückzudrehen. Irgendwie ist eben doch alles vergänglich. Mir – oder vielleicht sollte ich »uns« schreiben, denn ich hoffe, dass ich nicht die:der Einzige bin, der:dem es so geht – bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass Zeit verfliegen kann und wir deswegen jeden Moment, jede Sekunde in vollsten Zügen genießen und wertschätzen sollten. 

Denn wer sagt, dass das was kommt, nicht besser ist, als das, was vorbei ist?

Nächste Woche meldet sich wieder Carla mit ihrem alltäglichen Wohnsinn.

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