Wohnsinn-Kolumne: Bienvenue à Nice

Wohnsinn-Kolumne: Bienvenue à Nice

Ist es nicht faszinierend wie manchmal einige hundert Kilometer genügen, um sich plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder zu finden? Rein ins Auto oder den Bus und schwupps, auf einmal bist du umgeben von neuen Gerüchen, neuer Kultur, neuen Menschen. Das klingt vielleicht erstmal etwas albern – schließlich verbringe ich mein Auslandssemester lediglich im Nachbarland Frankreich und nicht in Südamerika – aber ungefähr das waren wohl meine Gedanken, als ich vor gut sechs Wochen müde aus dem Flixbus in Nizza kletterte, angekommen in dieser fremden Welt, die für die nächsten sechs Monate mein zu Hause sein soll. Ein paar der Eindrücke aus dieser Welt will ich euch hier erzählen:

von Paula Kühn

Das Erste was mir auffiel: Es ist laut. Roller, Autos und Straßenbahn flitzen in den Straßen durcheinander; Verkehrsregeln scheinen dabei aber niemanden zu interessieren. Fußgänger*innen überqueren die Straße nicht, wenn die Ampel grün ist, sondern wenn es ihnen eben gerade gefällt – daran passte ich mich allerdings schnell an. Wer will sich denn schon direkt als Deutsche*r ausgeben, die*der brav auf das Ampelsignal wartet?

Laut sind auch die Französ*innen selbst: Wo man* in der Straßenbahn als Deutsche*r betont leise sprechen würde, um nur ja niemanden auf die Nerven zu gehen, diskutieren die Französ*innen laut über mehrere Sitze hinweg. 

Wenn ich morgens mein quietschendes Fenster öffne, zieht als erstes der köstliche Duft von frisch gebackenem Baguette aus der Bäckerei gegenüber in mein Zimmer. Im Flur duftet es noch nach dem Kaffee, den mein französischer Mitbewohner sich jeden Morgen für den Weg zur Arbeit zubereitet und durch das geöffnete Küchenfenster dringt nicht nur die warme Sonne herein, sondern auch – natürlich – lautes Hupen und Stimmengewirr vom Café unter uns. Die Wände meiner Wohnung sind unglaublich dünn und regelmäßig kann ich der französischen Familie über uns beim Frühstück zuhören. Auf dem Tisch entdecke ich meistens noch ein paar Baguette Krümel vom Vorabend, was mich fast immer zum Schmunzeln bringt, so klischeehaft französisch ist das alles. 

Eine Ähnlichkeit zu Regensburg aber gibt es, wie ich in meiner dritten Woche hier schmerzlich lernen musste: Die Uni liegt ebenfalls auf einem Berg. Doch der unschlagbare Vorteil: Oben angekommen blickt man* auf das türkisblau glitzernde Meer und die bunten Häuser der Altstadt. 

Wenn ich so vom Hörsaal aus auf die »Baie des Anges« – die Engelsbucht, wie die Bucht Nizzas genannt wird – blicke, kann ich mir nicht vorstellen, jemals wieder in einer Stadt leben zu wollen, die nicht am Meer liegt. Eine Viertelstunde brauche ich von meiner Wohnung aus bis zum Meer, fünfzehn Minuten bis die salzige, frische Luft in meine Lunge strömt und das beruhigende Rauschen der Wellen die sonstige Geräuschkulisse der Großstadt übertönt. 

Ihr merkt: Dieser Text könnte noch seitenlang so weitergehen, ganze Bücher könnte ich füllen über die bunten Gässchen der Altstadt mit ihren Ateliers und Boutiquen, über die pulsierende Energie in den vielen Bars an der Strandpromenade entlang, überall die wahnsinnig spannenden Menschen aus aller Welt, die man* in ihnen treffen kann. Über diese wunderschöne Stadt, die mir ein bisschen mein Herz gestohlen hat.

Nächste Woche geht der Wohnsinn wieder zurück zu Verena nach Deutschland!

Beitragsbild: © John JasonUnsplash

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