4G steht für genervt

4G steht für genervt
Dieser Beitrag gibt ausschließlich die Meinung der Autorin wider, nicht der gesamten Redaktion.

Über Regeln, strapazierte Nerven und wie wir dem Burnout entgegenwirken.

von Franziska Werner

Das gibt es nur hier

3G, 2G, 2G Plus. Dass es sich hierbei nicht um Handynetze, sondern um Regeln zur Einschränkung der Corona-Pandemie handelt, kann man, wenn man nicht gerade in Deutschland lebt, nur erahnen. Beobachtet man Erwachsene, die enttäuscht vor den Geschäften mit dem Hinweis auf 2 G mit großen Augen stehen bleiben, dann sieht man, dass es sich bei 2G nicht um den Netzanbieter handelt.

2G oder gar nicht

Zugang nur für Geimpfte oder Genesene. Während andere Länder einen weiteren Lockdown verhängen, darf der Einzelhandel in Deutschland weiter geöffnet bleiben, dafür aber nun mit Einlassbeschränkungen, wie der 2G-Regel. Wenn man nicht jeden Tag die Nachrichten verfolgt, dann erfährt man von den aktualisierten Regeln zur Kontaktbeschränkung spätestens dann, wenn die nächste Feier geplant wird: Wie viele Menschen sind nun erlaubt? Wen lade ich nun ein? Wer darf auf keinen Fall fehlen und welche Personen hätte ich nur eingeladen, weil sie mich ebenfalls einluden? Oder feiern wir einfach daheim allein? Vernünftigerweise bevorzugen die Menschen die klein gehaltene Party. Es hat ja noch niemandem geschadet, etwas Neues auszuprobieren. Doch trotzdem wünscht man sich oft die alte, normale Welt zurück. Es heißt weiterhin, sich gedulden, solidarisch sein, abwarten. Und das tun wir tapfer. Und doch gibt es diese Momente, in denen es einem über den Kopf steigt. Eine gute Bekannte zitierte einmal einen ihrer Freunde, welcher auf die Frage, wofür 3 G nochmal stehe, nur erwiderte: »Wenn es 4G gäbe, hieße es genervt.« Und genervt dürfte in bestimmten Situationen nun fast jede:r Bürger:in sein. Zum Beispiel aufgrund eines benötigten Tests, obgleich man diesen als geimpfte Person für die 2G-Plus-Veranstaltung benötigt oder für den Bus, in dem für ungeimpfte Personen die 3G-Regel in Kraft getreten ist. 

Das Verständnis fehlt

Wir haben alles Recht genervt zu sein, und darüber zu reden. Denn genau das ist wichtig, wenn wir einander verstehen wollen. Einmal die Wut herauslassen dürfen, einmal sich aufregen dürfen. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir dem Druck auch Luft machen müssen. Und jeder kann das auf seine Weise tun. Die einen schreiben Autor:innen ihrer Lieblingsbücher, weil diese ihnen aus dem Herzen sprechen, andere werden ihre angestaute Wut in Computerspielen los und wieder andere schreiben sich ihre Emotionen von der Seele. Maler:innen und Filmproduzent:innen tun auch nichts anderes. Sie verarbeiten ihre Gefühle und verwandeln sie in Kunst und in Theaterstücke. Und, wenn dieses nicht aufgeführt werden kann aufgrund der Schließung vieler Kulturstädten, wie es schon in so manchen Bundesländern der Fall war, dann hat man das Recht, sauer zu sein. 

Aus der Perspektive des neutralen Betrachters

Natürlich kann man den Ausdruck der Meinung auch hinterfragen. Wie wichtig ist es uns, unsere Meinung mit unseren Mitmenschen zu teilen? Wie wichtig ist es uns wirklich, ein Like unter unserem Post stehen zu haben? Gerade in kalten Zeiten, wie diesen, in denen man sich lieber daheim in seinem Bett verkrümelt, kann sich die Zeit vor dem Bildschirm verdoppeln. Man beginnt viel zu grübeln und um nicht alleine dazustehen, teilen wir unsere Gedanken mit anderen. Doch dementgegen steht der Winter. Er steht symbolisch für die Kälte und die Distanz. Man sieht, dass es mit der Natur einen Teil der Welt gibt, der dem ganzen Geschehen nur zusieht und keinen Kommentar abgibt. Dass das auch angenehm sein kann, vergessen wir oft, wenn wir uns über uns und andere aufregen. Wir müssen also vielleicht gar nicht zu allem eine Meinung haben, geschweige denn sie zu jeder Zeit über Social Media teilen. Jeder Mensch hat die Möglichkeit zuzuhören und innezuhalten. Lasst uns in dieser Zeit voller Regeln nicht die positiven Seiten des Lebens vergessen. Lasst uns einmal einfach die Natur beobachten wie ein Kind, indem wir zuhören, lauschen und uns wundern, wie wir es tun an Silvester über das gewaltige Kunstwerk am Himmel. Wir sind oftmals sehr gestresst und genervt. Nicht wenige erleiden ein Burnout. Umso mehr müssen wir uns Auszeiten gönnen, den Emotionen Raum lassen und einmal alles sein lassen, wie es ist.

 

Beitragsbild: ADMC | Pixabay

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