Die Rache des Dr. Falke – »Die Fledermaus« am Theater Regensburg

Die Rache des Dr. Falke – »Die Fledermaus« am Theater Regensburg

Die Fledermaus ist ein Tier, welches in der Literatur gerne mal als Personifikation der Unwissenheit gesehen wird. Kein Wunder, dass Johann Strauß eine Operette nach ihm benannt hat. Unter der Regie von Cusch Jung und der musikalischen Leitung von Chin-Chao Lin feierte »Die Fledermaus« am vergangenen Samstag Premiere im Theater am Bismarckplatz. Doch eigentlich passt der Titel nicht ganz zum Stück …

von Yvonne Mikschl

Die Handlung ist relativ schnell erzählt: Gabriel von Eisenstein (Matthias Störmer) beleidigt eine Amtsperson und muss daher für acht Tage in Arrest. Vorher will er sich noch mit einigen Damen, den sogenannten Ratten, auf der Feier des russischen Prinzen Orlofsky (Vera Semieniuk) vergnügen – natürlich ohne Wissen seiner Frau Rosalinde (Gesche Geier), die er im Glauben lässt, er müsse die Haft sofort antreten. Rosalinde hingegen nutzt die Gelegenheit, ihren alten Geliebten Alfred (Jannes Philip Mönninghoff) ins Haus zu lassen, der dann sofort verhaftet wird, weil er für Eisenstein gehalten wird.

Der Maskenball von Orlofsky ist in Wirklichkeit ein ausgefeilter Plan des Doktor Falke (Frederic Mörth), der auf Rache sinnt: Nach einem Faschingsball hatte Eisenstein ihn drei Jahre zuvor in einem Fledermauskostüm vor der ganzen Stadt der Lächerlichkeit preisgegeben. Nun dreht sich der Spieß um – Falke lädt sowohl Eisenstein als auch seine Frau Rosalinde, die sich als feurige ungarische Gräfin verkleidet und ihm des Betrugs überführen will. Ob Gabriel von Eisenstein je seine Haft antreten wird? Und wird die Rache des Dr. Falke glücken?

Eisensteins Frau Rosalinde (rechts) ist nicht immer treu. (Jannes Philipp Mönnighoff, Gesche Geier) © Jochen Quast

Aufführungen unter Corona-Bedingungen

Bevor die Premiere begonnen hat, wies Intendant Klaus Kusenberg darauf hin, dass man sich nicht von der ausgelassenen Stimmung im zweiten Akt täuschen lassen solle. Sowohl Schauspieler:innen als auch das Philharmonische Orchester Regensburg seien mehrmals die Woche auf Corona getestet wurden. Somit seien Infektionsherde schnell festgestellt worden. Teile des Orchesters und des Chores hätten erst am Nachmittag das Okay bekommen, abends spielen beziehungsweise auftreten zu dürfen. Zudem machten die Regelungen der Bayerischen Staatsregierung zusätzlichen Aufwand. Die fünfundzwanzigprozentige Auslastung des Theaters hatte im Vorhinein schon zu Rückbuchungen von bereits verkauften Tickets geführt. Dennoch seien alle – sowohl auf als auch hinter der Bühne – froh, dass man überhaupt noch spielen dürfe.

Standing Ovations für die Besetzung

Dr. Falke (Mitte) sinnt auf Rache an Gabriel von Eisenstein (links unten) (Matthias Störmer, Frederic Mörth, Oliver Weidinger, Gesche Geier) © Jochen Quast

Den Corona-Bedingungen zum Trotz gab es bei der Premiere der »Fledermaus« Standing Ovations. Und das zurecht. »Die Fledermaus« brilliert mit einem großartigen Frederic Mörth in der Rolle des Dr. Falke und einer ebenso glänzenden Rosalinde-Darstellerin Gesche Geier. Auch Adele, dargeboten von Eva Zalenga, geht in der Rolle des Stubenmädchens, das sich zum Fest des Prinzen in eine Schauspielerin verwandelt, vollends auf. Das Philharmonische Orchester Regensburg wird vom reinen Frauen-Opernchor unterstützt.

Die Operette selbst überzeugt mit Witz und Charme. Der Tenor Alfred macht Witze über seinen Beruf und spätestens der stark angetrunkene Gefängnisaufseher Frosch (Michael Heuberger) bringt mit seiner Analyse der aktuellen Gegebenheiten die Zuschauer:innen zum Lachen. Die Geschichte der Fledermaus selbst geht in der Inszenierung von Regisseur Cusch Jung etwas im Maskenball unter. Einzig am Schluss bei der großen Auflösung erscheint Dr. Falke im Fledermaus-Umhang, selbst wenn die Operette sich eigentlich um den Racheakt des Dr. Falke dreht. Die Feier des Prinzen kann als glitzerndes Highlight des Stücks gesehen werden. Sowohl Regie als auch die musikalische Gesamtleitung durch Chin-Chao Lin sorgen für einen unterhaltsamen Abend.


»Die Fledermaus« am Theater Regensburg

  • Operette in drei Akten
  • Dauer: knapp drei Stunden inklusive Pause nach dem zweiten Akt
  • weitere Aufführungstermine und Tickets auf der Webseite des Theaters Regensburg

 

Beitragsbild: Der Maskenball von Prinz Orlofsky (Ensemble, Statisterie, Opernchor) © Jochen Quast

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