Müssen wir Weihnachten überdenken? Gerade jetzt?

Müssen wir Weihnachten überdenken? Gerade jetzt?
*** Adventsspecial ***

Dieser Artikel ist Teil des Lautschrift-Adventskalenders. Vom 1. bis zum 24. Dezember hat sich die Lautschrift jeden Tag eine weihnachtliche Kleinigkeit zum Lesen, Gewinnen oder drüber Nachdenken ausgedacht. Wer nichts verpassen möchte, schaut am besten jeden Tag auf unserem Instagram-Profil vorbei.

Der Kapitalismus stand kürzlich (spätestens seit dem monströsen Manifest von einem gewissen Herrn Marx) immer wieder in der Kritik. Und ist Weihnachten nicht die beste Zeit, um sich darüber – von einem linksgrünversifften Gutmenschenstandpunkt aus – zu echauffieren? Aber darf er*sie das überhaupt? Eine Frage.

von Anna-Lena Brunner

Vor allem zur Weihnachtszeit kulminiert der kapitalistische Konsumwahnsinn in einem traurigen Höhepunkt, dessen Auswüchse in den deutschen Innenstädten kaum mehr zu übersehen sind. Starbucks reiht sich an H&M. Die stickig verbrauchte Luft, die aus dem TK-Maxx strömt, vermischt sich mit dem klebrig-süßen Duft von Zuckerwatte und Autoabgasen. Willkommen im Dezember des 21. Jahrhunderts. Menschenmassen drücken sich – die behandschuhten Hände voller Tüten – unter Weihnachtsbeleuchtungen durch und freuen sich auf ihr überheiztes Zuhause. Naja, so war’s zumindest vor Corona. Ein Fest der westlichen Kauf- und Kapitalgemeinschaft. 

Könnte man meinen. Ist das oben dargestellte Szenario nicht etwas düster? Ist es wirklich so schlimm? Ja und Ja.

Vor zwei Jahren war ich zur Weihnachtszeit in London und ich kann ohne Übertreibung behaupten: Das ist ein Schlachtfeld. Dieses Abenteuer übertraf alles an Weihnachtswahnsinn, was ich bisher erlebt hatte. Daher kommt das schon recht nah ran an alle schlimmsten Albträume von Marx, Lenin, Trotzki und Co. Und ja, eine nachhaltige Zukunft kann so sicherlich nicht aussehen. Aber deswegen alle Schuld auf den*die Konsument*in abwälzen?

Ich finde es oft nicht in Ordnung, wenn sich über Weihnachtseinkäufe vieler Menschen von einem doch etwas hohen Ross herab mokiert wird. Klar kann man sich als priviligierte*r Mitteleuropäer*in über Konsum und Co. aufregen. Für viele Menschen bedeutet diese Zeit im Jahr allerdings die einzige Möglichkeit, sich selbst und den lieben Leuten um sie herum etwas Gutes zu tun, oder? Und sollte ihnen das nicht erlaubt sein?

Beitragsbild: ©Xavi Cabrera on Unsplash

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