»Ich seh die kleine Schönheit nicht, nur die große Qual«

»Ich seh die kleine Schönheit nicht, nur die große Qual«

Auch junger Indie kam beim POA nicht zu kurz – die schon mit Tocotronic und Turbostaat verglichenen Vierkanttretlager nahmen sich nach ihrem Auftritt am Freitag kurz Zeit, um der Lautschrift ihre Musik, ihre Heimat Husum und das wichtigste Problem des westlichen Kulturkreises zu erklären.

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Und, wie wars?

Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, aber ich fühle mich so, als hätten wir die Regenschauer gerade heraufbeschwört, damit wir unbewusst eine Situation wie bei uns zu Hause kreieren können…

Richtig, ihr kommt ja aus Husum… großer Unterschied?

Husum ist windig und grau… also heute nicht unbedingt! (lacht)

Die offensichtliche Frage – euer Name: woher kommt der?

Ich hab mit zwölf oder dreizehn Jahren mal mit einem Mädchen telefoniert, in das ich sehr verliebt war. Die hat mir am Telefon von einer Einradverpackung vorgelesen und das Einrad hatte ein Vierkanttretlager – dann hab ich sofort eine SMS geschrieben mit dem Inhalt: ‚Wenn wir jemals eine Band gründen, dann heißt die ‚Vierkanttretlager‘!‘ – so kam das.

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Ihr wurdet vom Rolling Stone mal als eine Art ‚Hamburger Schule der Überintellektualität beraubt‘ bezeichnet – ist das für euch ein Kompliment? Waren das für euch musikalische Vorbilder?

Das kommt drauf an – wenn es als Kompliment gemeint war, dann natürlich! (lacht) Mit den Vorbildern ist das ja immer schwierig, so direkt würde ich das nicht sagen – aber ein bisschen geprägt wurden wir von der Hamburger Schule sicher. Aber wenn wir tatsächlich genauso klingen, ist das eher Zufall! (lacht)

Ihr sagt in einem eurer Songs ‚Mensch sein heißt, ich seh die kleine Schönheit nicht‘ – ist das nicht ein ziemlich pessimistisches Menschenbild?

‚…nur die große Qual‘, ja. Ach, ich finde eher, dass das nur ein menschlicher Zug ist, Schönes kleinzureden, das ist im westlichen Kulturkreis leider eine weit verbreitete geistige Krankheit. Aber natürlich mache ich alles, was in den Texten angeprangert wird, auch selbst – deswegen ärgert mich es ja so stark!

Und was hilft eurer Meinung nach am besten gegen diese Einstellung?

Selbstreflexion, ganz unbedingt! Aber die meisten Menschen stecken leider so tief in der Konsumgesellschaft, dass sie das nicht sehr oft hinkriegen…

Wollt ihr abschließend noch etwas loswerden?

Ich möchte meine Oma mal grüßen! Und… wen kennen wir denn noch in Bayern? In der Heimat in Regensburg haben wir mal geschlafen, die grüßen wir auch!

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