Muss ich eigentlich kämpfen am IDAHOBIT?

Muss ich eigentlich kämpfen am IDAHOBIT?

Am IDAHOBIT, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Biphobie und Transfeindlichkeit, wird demonstriert. Es ist richtig, hinzugehen. Aber wie falsch ist es, wegzubleiben? Überlegungen zu einer falschen Entscheidungen.

Gestern war der IDAHOBIT. Gestern war auch das erste Harry Styles Konzert in München und offen gestanden habe ich in den Konzert-Instagramstories meiner Freund:innen mehr Pride Flags gesehen als im echten Leben. Ich wollte nämlich nicht auf den IDAHOBIT gehen. Ich hatte keine Lust, zu kämpfen.

Der IDAHOBIT ist der Internationale Tag Gegen Homophobie, Biphobie und Transfeindlichkeit. Auch in Regensburg hat es eine Kundgebung gegeben. Besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf dem Selbstbestimmungsgesetz und Solidarität mit trans Menschen.

Ich habe in dieser Woche mit Freunden geredet, die der festen Auffassung sind, dass Queerness in der Generation Z nur ein Aufmerksamkeitsding sei. Ich habe in dieser Woche vor gewissen Familienmitgliedern versteckt, dass ich queer bin. Ich habe in dieser Woche mal wieder darüber nachgedacht, ob manche Menschen mich nicht eklig finden, dafür, dass ich queer bin.

Und obwohl das viel, viel weniger ist als das, was andere queere Menschen mitmachen müssen, war es anstrengend. Und ich war müde. Und ich hatte keine Lust mehr. Und dann kommen diese Gedanken: Warum muss eigentlich ich demonstrieren gehen? Warum muss ich eigentlich politische Veränderung herbeiführen? Können das nicht die Menschen machen, auf die man sowieso hört? Können das nicht die Menschen machen, die auf dem Harry Styles Konzert Flaggen schwenken, aber sonst nichts zu tun haben mit der queeren Community (ich meine nicht diejenigen, die zu Harry Styles gehen und queer sind, sondern die, die es nicht sind), diejenigen, die im Pride Month mal ein Bild reposten in Solidarität, die Menschen, die sagen, dass sie nicht homophob sind und sich gut dafür fühlen? Warum muss ich das selber machen? Ich selber bin doch schon so angestrengt.

Ich denke, dass diese Frustration gerechtfertigt ist. Ich denke, dass der Frust auf cis-straighte Schein-Solidarität gerechtfertigt ist. Ich denke aber auch: Ein bisschen scheinheilig bin ich auch. Ich möchte, dass die privilegierteren Menschen mithelfen, mit dafür einstehen. Dabei bin ich selber innerhalb der Community auf der privilegiertesten Ebene, in vielerlei Hinsicht.

Und insbesondere bei Thema Selbstbestimmungsgesetz gehöre ich nicht zu den Betroffenen, sondern zu denjenigen, die sich verdammt nochmal zu solidarisieren haben, auch auf politischer Ebene, auch auf Kundgebungen und Demonstrationen. Das ist mein Fazit. Man kann müde sein und angestrengt, aber richtig wäre es trotzdem, hinzugehen. Weil wir Leute brauchen, die politische Veränderung fordern. Niemand kann es nur den Betroffenen selbst überlassen.

Trotzdem glaube ich, dass es in Ordnung ist, wenn es nicht geht, sich aufzuraffen. Wenn es Tage gibt, an denen man im Bett liegen bleiben muss, weil mehr nicht drin ist. Ich glaube, dass man sich sehr Mühe geben sollte, das Richtige zu machen. Aber dass das auch beinhalten kann, sich selbst Empathie für falsche Entscheidungen zu geben.

Aber vielleicht kann man sich in dem Fall vornehmen, dass man recherchiert, wie man helfen kann, sobald die Energie wieder da ist.

Beitragsbild: Nikolas Gannon via Unsplash

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