Von Bierwellen, Wurst und Tierschutzvereinen

Die groß angekündigte „Schlacht der Wissenschaftler“ entpuppte sich zwar nicht als episches Battle zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern, an dessen Ende wir endlich erfahren würden, wer denn die spannendere, bessere, wichtigere – kurz gesagt geilere – Forschung betreibt. Dennoch: ein interessanter Abend.

Science Slam

Begrüßt werden die knapp 1000 Zuschauer durch die beiden Moderatoren Stefan Christoph und Raimund Lehle, die umgehend den ersten Gast auf die Bühne bitten: Poetry Slammer Thomas Spitzer, der „direkt aus China eingeflogen wurde“. Nach kurzem Zögern wird sein erster Satz „Ich hasse Kinder …“ mit tosendem Applaus belohnt. Das anschließend eingeschobene „… nicht“ sorgt dann doch für etwas Unbehagen bei so manchem frenetischen Kinderhasser – well played Mr. Spitzer.

Bier als physikalische Formel

Und nun werden auch die Science Slammer von der Leine gelassen. Kein Rap-Battle und kein Bare-Knuckle-Fight, sondern ein 15-minütiger Vortrag über ein wissenschaftliches Thema soll an diesem Abend zwischen dem Physiker und dem BWLer über Sieg oder Niederlage, über nie endende Scham oder immerwährenden Ruhm entscheiden. Die geniale UJO-Band kündigt mit einem dramatischen Batman-Riff den ersten Slammer an (de-de-de-de-de-de-de-de BATMAN).

Dr. Jörg Mertins, im wahren Leben Physiker an der Universität Regensburg, plant das Publikum mit einem Vortrag über das Getränk überhaupt zu begeistern – Bier! Sofort zieht er die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf sich, indem er eine Welle aus Bier auf die Wand hinter ihm projiziert und bei so manchem Zuschauer falsche Hoffnungen weckt. Kurz darauf folgt auch schon die ernüchternde Erkenntnis: aus der Bierwelle wird nichts. Traurig, aber wahr.
Sehr schön ist die physikalische Formel, die sich auch den letzten Mathe-Hassern zu erschließen scheint. Mertins verwendet einfache Werte wie „groß“ oder „Wasser mit Luft“ – sehr löblich.
Der Physiker und Präsentationscoach bringt dem Publikum das Lebenselixier Bier lustig, verständlich und prägnant näher und erntet dafür zurecht eine Menge Applaus.

„Gründen Sie doch einen Tierschutzverein!“

Prof. Dr. Claus Koss lehrt Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finance & Accounting an der OTH Regensburg. Er versucht das Publikum mit einem Vortrag über Spenden und Steuern zu begeistern. Hört sich schwer an, ist es auch!
Redegewandt erläutert Koss den Unterschied zwischen deutschem und britischem Spendensystem und den damit verbundenen Steuerauflagen, doch im Publikum fragt sich der ein oder andere Studierende: Steuern? Geld?

Eine Weisheit wird uns von Herrn Koss aber noch mit auf den Weg gegeben: „Wandern Sie nach Großbritannien aus und gründen Sie einen Tierschutzverein!“. Na dann, tüdelü.

Der durchaus ambitionierte Plan von Koss, sein Publikum mit den Tücken des britischen Spenden- und Steuersystems zu gewinnen, scheitert zwar nicht ganz, bleibt jedoch im Vergleich zum wesentlich lebendigeren Thema Bier zu grau. Der Physiker Mertins macht klar das Rennen.

Poetry Slammer Thomas Spitzer beendet den Abend und verabschiedet sich mit einem Gedicht über eine Wurstfachverkäuferin, die aus ihrem Wurstfach Wurst verkauft.

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