Gute Laune vs. Tristes Audimax

Gute Laune vs. Tristes Audimax

Beim Konzert der Wise Guys an der Universität hatte das trübe Herbstwetter keine Chance – gute Stimmung war garantiert.

Konzert der Wise Guys
Wise Guys im Audimax

„Meine Damen und Herren, liebe Kinder!“

Das ausverkaufte Audimax empfängt begeistert die Wise Guys, das Kölner A-Cappella-Quintett, das nicht zuletzt durch sein heterogenes Publikum auffällt. Den Großteil bilden zwar Familien, aber auch Studenten, Rentner und Ü30- Vertreter verteilen sich an diesem Freitagabend quer durch die Reihen, in denen sich noch bis vor einigen Stunden Studenten mit Vorlesungsstoff berieseln ließen.

Mit dem diesjährigen Motto „Antidepressivum-Tour“ haben es sich „Dän“, „Eddi“, „Sari“, Nils und Andrea zur Aufgabe gemacht, gute Laune zu verbreiten und Alltagssorgen vergessen zu machen. Auch angesichts des grauen Novemberwetters keine schlechte Idee. Wie „Dän“ zu Beginn resigniert feststellt, hilft das triste Audimax dabei nicht viel. Aber das scheint der Band erst recht den nötigen Anreiz zu bieten, ihr Publikum zu begeistern.

Mit „Du musst lächeln lernen“ geht es los und spätestens bei „Powerfrau“ lässt sich nicht mehr daran zweifeln – die fünf Kölner haben das Publikum um den Finger gewickelt. Wer nicht mitsingen kann, klatscht oder bewegt sich sonst irgendwie. Eine Regensburger Premiere ist der Auftritt des Italieners Andrea Figallo, der seit Januar 2013 (nach dem Ausstieg von Ferenc Husta 2012) für die tiefsten Töne zuständig ist und nebenbei internationales Flair in die Band bringt. Der Neue lässt sich seinen Status kaum anmerken und überrascht den Saal mit einem Solo in seiner Muttersprache.

Bodenständig und hautnah

Die Band überzeugt vor allem durch ihre Ehrlichkeit und die Nähe zum Publikum. Da wird mitten in der Moderation einem verschnupften Fan herzhaft „Gesundheit“ gewünscht und über eigene Versprecher gelacht. Die Texte sind leicht verständlich, befassen sich mit den kleinen Missgeschicken und Problemen des Alltags. Dass die Wise Guys auch nach 28 Jahren Bandgeschichte und einigen grauen Haaren mehr immer noch topfit sind, zeigen sie nicht nur an ihren dynamischen Choreographien. Sie überraschen beim Song „Deutsche Bahn“ mit einer zusätzlichen Strophe, die auf das Stellwerkdebakel des Mainzer Hauptbahnhofs eingeht.

Wie wichtig den Wise Guys soziales Engagement ist, machen die Künstler durch verschiedenste Aktionen deutlich, die zu Spenden für das Hilfswerk „Misereor“ aufrufen.

Spontane Süddeutsche Begeisterung

Zu den alt bekannten Songs, die von den vielen eingefleischten Fans so laut mitgesungen werden, dass sie die Band an manchen Stellen sogar übertönen, mischen sich Cover-Versionen von Pinks „Try“ oder „Hammer“ von Culcha Candela und neue, auch ernstere Songs. Für „Der Berg ruft“, bei dem sich die Kölner über bayerische Wanderbegeisterung mokieren, ernten die „Norddeutschen“ einen spontanen Jodler aus dem Publikum. Mit „Abschied“ gehen die Wise Guys der Fan-Bitte nach, einen Song zu schreiben, der das Thema Tod behandelt.

„Was die Post ist, erzähl ich euch nächstes Mal“

Bandältester „Dän“ schafft es nicht nur trotz Kehlkopfentzündung die Menge durch seine Gesangsperformance zu begeistern. Ihm gelingt auch noch eine lockere Moderation zwischen den einzelnen Stücken – von der Zuschauerbefragung („Wer kommt schon zum zehnten Mal zu einem unserer Konzerte?“) bis zur die Verlosung der neuesten Band-CD an einen einsamen FDP-Wähler:“Wir haben uns überlegt, dass die dieses Mal an denjenigen gehen soll, der bei den vergangenen Bundestagswahlen die FDP gewählt hat und so mutig ist, das zuzugeben!“ Tatsächlich traute sich nur einer. Beim Anwerben des kostenlosen „Wise Guys- Magazins“ lässt man sich nicht nehmen, der „Tablet-Generation“ erst mal zu erklären, was ein Magazin ist, und das da „Wischen nichts bringt, dann fällt das nur runter!“. Der Transportweg „Post“ würde dann beim nächsten Konzert erläutert werden.

Und irgendwann steht der ganze Saal

Nach der Pause liefern sich „Eddi“ und „Nils“ ein Battle, bei dem beide versuchen, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Das „Radio-Medley“ heizt dem Saal dann mit Cover-Versionen von „Pokerface“, „Firework“, „Call on me“ und weiteren Hits noch mehr ein. Da ist man dann auch fast dazu bereit, den darauffolgenden “ersten Schlager ihrer Bandgeschichte“ zu verzeihen. Aber nur fast!

Als sich das Konzert dem Ende zuneigt, manifestiert das Publikum lautstark und schafft es, die Wise Guys zu ganzen fünf Zugaben zu bewegen. Nach 2,5 Stunden Konzert kündigen die Wise Guys sogar noch an, dass sie kurz nach Konzertende ein „After-Glow“ geben. Dabei handelt es sich um eine Bandtradition, bei der sie unplugged zwei Songs vor ihren Fans zu Besten geben.

Über so viel Ausdauer und Einsatz kann man nur staunen. Aber eins ist klar: schlecht gelaunt geht niemand von einem Wise Guys Konzert nach Hause.

Autorin: Jasmin Kohl

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