»Oh life, I love you to my bones…«

»Oh life, I love you to my bones…«

Eine Episode aus ihrer frühen Kindheit beschreibt Wallis Bird wohl perfekt: mit ungefähr drei Jahren verlor sie bei einem Unfall, in dem ein Rasenmäher eine wesentliche Rolle spielte, den kleinen Finger der linken Hand. So würde wohl niemand mehr probieren, Gitarrenmusik zu machen – bis auf Wallis, die kurzerhand eine Rechtshändergitarre umdrehte, ohne die Saiten umzuspannen und so lernte, zu spielen. Seitdem zieht sie jedes Publikum durch ihre einmalige Ausstrahlung und explosiven Live-Performances in ihren Bann, sodass einfach niemand übersehen kann, wie uneingeschränkt glücklich die gebürtige Irin und momentane Wahlberlinerin darüber ist, auf der Bühne stehen zu dürfen. Was das Ausnahmetalent gegen den Blues tut und warum ihr neuestes Album nach ihr benannt ist, verriet sie der Lautschrift auf dem POA.

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Du hast als Performerin eine unglaubliche Energie – woher kommt die, wie schaffst du das?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, ich glaube, das ist einfach ein Teil von mir und meiner Persönlichkeit – und dass ich das tun kann, was ich liebe, trägt natürlich auch dazu bei. Es ist das beste Gefühl der Welt, wenn man einfach auf eine Bühne gehen kann und sich die Seele aus dem Leib brüllen. Und Musik zu schreiben und live zu spielen ist der perfekte Job für mich – ich kann eigentlich gar nicht anders, als darüber unglaublich glücklich zu sein.

Aber auch dich erwischt wahrscheinlich manchmal der Blues… was ist das beste Mittel, um den wieder loszuwerden?

Oh ja, definitiv kriegt mich der auch… Als ich mein zweites Album “New Boots“ gemacht habe, ging es mir zeitweise richtig mies. Das Gefühl kennt sicher jeder, wenn man denkt, dass einem das Gehirn zu den Ohren rauskommen müsste… Und in dem Zustand habe ich mich hingesetzt und “To My Bones“ geschrieben, so ziemlich den positivsten Song, den ich jemals gemacht habe, in dem es darum geht, das Leben zu lieben – dadurch habe ich mich wieder rausgerissen. Ich glaube, man muss sich einfach mit dem ganzen Scheiß befassen, irgendwann hat man sich durchgearbeitet und es geht wieder. Meditation und viel schlafen hilft mir auch – irgendwas verändern, aufhören mit dem Rauchen, sowas…

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Und – hast du aufgehört mit dem Rauchen?

Oho nein! (lacht) Ehrlich gesagt könnte ich mir jetzt eigentlich eine drehen…

Dein neues Album heißt “Wallis Bird“ – die meisten Bands benennen ja ihre erste Veröffentlichung nach sich selbst, wieso ist das bei dir jetzt beim dritten Album so?

Naja, ich habe mich auch dazu entschlossen, ein Foto von meinem Gesicht als Cover zu nehmen und damit macht man sich ja grundsätzlich verwundbar und offen für Bewertungen. Die meisten Leute fällen ja schon im ersten Augenblick ein Urteil über das, was sie sehen, sei es wegen dem Geschlecht, dem Alter, irgendwas. Und irgendwann dachte ich mir: Scheiß drauf, die Leute werden doch sowieso denken, was sie wollen. So entstand das Cover – und weil das eben schon etwas sehr persönliches war, war es dann irgendwie naheliegend, das Album auch nach mir zu benennen. Dass ich mich noch ein Stück mehr selbst gefunden habe, wurde dann vielleicht irgendwann ein Grund, aber am Anfang stand das nicht.

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Für deine ersten beiden Alben hast du für jeden Song ein kleines absurd-lustiges Vorstellungs-Video gedreht und auf deinem Youtube-Kanal veröffentlicht – wieso für deine letzte CD nicht mehr?

Ich glaube, ich wollte einfach ein bisschen ernsthafter werden und habe gemerkt, dass ich manchmal einen Gang runterschalten und nicht mehr nur blödeln muss…

Und was ist zum live-Spielen der beste Song?

Momentan ist das ganz klar “Take Me Home“, der macht unglaublich Spaß. Aber ich hab auch schon einen neuen Song im Gepäck, der wirklich abgeht und den ich in letzter Zeit öfter gespielt habe, um zu sehen, wie er sich anfühlt. Leider hat heute die Zeit dafür nicht gereicht, aber er wird definitiv auf meinem nächsten Album vertreten sein!

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