Auf dem Campusfest(ival)…

Auf dem Campusfest(ival)…

Die Busse zur Uni hoch waren so voll wie die S-Bahnen in München zur Theresienwiese in der Oktoberfestzeit, Bässe schallten über den Campus und eine Menschentraube schob sich in Richtung der Wiese zwischen OTH und Uni. Was hier los war? – Das Campusfest konnte endlich wieder stattfinden. Und da war gestern wahrlich ganz schön viel los. Es schien als würden alle die fehlenden Veranstaltungen der letzten zwei Jahre nachholen wollen. Auf vier Stages wurde ein vielfältiges Programm vom Poetry-Slam bis zum Rock-Band Konzert präsentiert. Ein paar Eindrücke zu dem Festivalfeeling am Campus haben unsere beiden Autorinnen Paula und Laura für euch gesammelt.

von Paula Kühn & Laura Kappes

Laura auf der Elektro-Stage

Ich hatte mir vorgestellt mit ein paar Freund:innen gemütlich ein Bierchen zu trinken und nur mal kurz vorbei zu schauen, doch als ich auf dem Campusfest ankam, fand ich mich auf einem Festivalgelände wieder. Zwischen den stampfenden Beats der Elektro-Stage war der Schreibworkshop, den ich eigentlich besuchen wollte, schnell vergessen. Wenn der Körper nun mal tanzen wollte, würde ich mich dem nicht in den Weg stellen. Also stürzte ich mich in die Menge aus Sonnenbrillen, Glitzerwangen und wedelnden Armen, die zum Ende des Abends hin so dicht wurde als stünde Sven Väth höchst persönlich vorne am DJ Pult. Die Acts auf der Elektro-Stage boten eine schöne Mischung und zeigten, was alles außer mittelmäßigem Hardtechno an den Mixern möglich ist. Yessir begeisterte mich mit starken Melodien auf eingängigen Bässen. Digital Existence überzeugte mit exzellenten Übergängen und Detechtive verzauberte mich mit ihren emotional berührenden Loop-Station-Arrangements, zu denen sie selber sang und Klarinette spielte.

In kurzen Pausen genoss ich das ein oder andere kühle Bier, wovon ich die Flasche bei den Pfandpreisen lieber schnell wieder zurückbrachte. Außerdem war ich wie viele andere am frühen Abend auf der Suche nach etwas Essbarem. Dies gestaltete sich jedoch gar nicht so einfach, da der Asia-Stand kurz vor meiner Nase zumachte, die Crêpe Schlange sich innerhalb von zehn Minuten maximal einen Meter vor bewegte und die vegetarischen Semmeln am Grillstand bereits ausverkauft waren. Die Essensversorgung ist der einzige Punkt, der meiner Meinung nach im nächsten Jahr verbessert werden könnte. Schließlich ergatterte meine Freundin noch zwei Brezen und wir waren fit genug, um weiter zu tanzen. Aera Tiret rundete das Programm auf der Elektro-Stage mit einem phänomenalen Set inklusive live Band Klängen ab. Leider hatten die Veranstalter:innen kein Erbarmen trotz zahlreicher »Zugabe«-Rufe und es war um Punkt 22 Uhr Schluss. Wer wollte, konnte ja noch in der Mälze bei der After-Show Party weiterfeiern. So zog die Menschenmenge knapp 500 Meter weiter den Berg herunter.

Paula beim Poetry Slam und bei der Indie-Bühne

Für alle, die den Tag erstmal etwas ruhiger angehen lassen wollten, fand am Mittag direkt am kleinen Teich vor der OTH Bibliothek der Poetry Slam statt. Im Schatten der Lindenbäume trugen die Dichter:innen ihre Texte vor. Gespannt machte ich es mir auf der Wiese vor der kleinen Bühne neben einem Freund gemütlich und nippte zufrieden an meinem Radler. Die ersten Slamer:innen nahmen nacheinander ihren Platz am Mikrophon ein – und los gings. Der warme Sommerwind wehte die Worte über die Campuswiese hin zu uns Zuschauer:innen. Sofort war ich in ihren Bann gezogen: Berührende, lustige aber vor allem auch nachdenklich machende Texte wurden vorgetragen über Themen, die uns alle an irgendeinem Punkt im Leben beschäftigten, und von der Menge durchweg begeistert beklatscht. Ins Finale schafften es mit dem größten Applaus Ronja und Florentine, beide mit unterschiedlichen aber gleich berührenden Texten. Ronja trug eine Liebeshymne an Regensburg vor, erzählte von dem Gefühl, dass sie hier erfasste, von ihrer Liebe zur Donau und allen Geschichten, die sie mit den Gassen hier verbindet. Florentine, die aus einem kleinen, katholischen bayerischen Dorf stammt, erzählte mit greifbaren und intensiven Bildern von ihrer Kindheit und Jugend, ihrer Beziehung zu Gott, über die Veränderungen im Laufe der Jahre ­– und auf was es am Ende im Leben ankommt. Mit diesem emotionalen und inspirierenden Worten ist sie es am Ende, die den allergrößten Applaus der Menge bekommt – und als Gewinnerin gekürt wurde.

Nach dem Jubeln und Klatschen blieb ich noch kurz sitzen und ließ ihre Worte auf mich wirken ­– bis ich nach oben gezogen wurde und wir uns mit der Menge weitertreiben ließen. Überall blickte man in lachende Gesichter, alle schienen nur in tiefster Entspannung das Fest(ival) genießen zu wollen. Der Rest des Tages verging in einer Mischung aus immer wieder neuem Essen ausprobieren, am Bier nippend in die Sonne blinzeln, mit fröhlichen Menschen quatschen und lachen – und natürlich zu tanzen. Nach einem kleinen Abstecher zur Elektro-Stage fanden wir uns vor der Indie-Bühne wieder, wiegten uns glücklich im Takt der verträumten und mitreißenden Melodien von Power Plush und Shartank bis langsam die Sonne unterging.

Was für ein Campusfest(ival)! Danke an alle Organisator:innen für die tolle Arbeit!

Beitragsbild von Elias Nunner

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