„Ich liebe Ananas“

„Ich liebe Ananas“

Fuadadeimuada vertreten Regensburg auf dem Straubinger Pfingstopenair. Anfang Mai stellten die fünf Musiker ihre erste EP „Koa Strand“ in der Alten Mälzerei vor. Die Lautschrift war dabei.


Lautes Getrommel aus dem Backstagezimmer in der Alten Mälzerei in Regensburg. Leadsänger Sebastian Kretz und Drummer Johannes Preßl sitzen da und hämmern in einheitlichem Takt mit Drumsticks auf zwei Holzstühle. Sie bereiten sich gerade auf ihren Auftritt mit ihrer Band Fuadadeimuada vor, der gegen 22 Uhr beginnen soll. Dafür überarbeiten sie gerade noch die letzten Feinheiten ihrer Bühnenshow. Es ist der Abend ihres CD-Release von „Koa Strand“, der ersten EP der Band auf dem sich fünf Titel unterschiedlichster Thematik wieder finden.

Im Moment spielt noch die Vorband Turbolenz. Die Musiker planen das Publikum mit einem skurillen Statement zu überraschen: „Ich liebe Ananas”. Sebastian trägt das ganze mit übertrieben hoher Stimme vor. Die folgerichtige Antwort darauf kommt von Johannes: „Ich liebe Bananen”. Das kommt gut an, das ist witzig, folgern die beiden und die Nummer wird ins Programm aufgenommen. Doch bei diesem musikalischen Intermezzo bleibt es im Backstagezimmer nicht, auch Markus Beer (Songwriting, Gesang und Gitarre), Sebastian Braun (Bass) und Andreas Januschke (Gitarre, Gesang) funktionieren den Platz zu ihrem Proberaum um. Später setzt sich auch Sebastian Kretz mit seiner Gitarre auf ein Sofa, um sich einzusingen und warm zu spielen. Dass sich die Band auch bei ihrem 29. Konzert seit ihrer Gründung im Mai 2011 noch verstehen, kann man hier beobachten. Laut Aussage von Markus ziehen sie sich höchstens einmal auf, das aber eher auf eine lustig-ironische Art und Weise. So wird auch Sebastian in nicht ernst gemeintem rüdem Wortlaut darauf hingewiesen, dass er doch gefälligst denselben Song spielen soll, wenn er das schon unbedingt tun muss.

Wenn man die ganze Szenerie betrachtet, versteht man auch schnell die Bezeichnung ihrer Musikrichtung als „Calypso Surfrock“. Es ist eine Mischung aus tanzbarem Surfrock, den man am ehesten mit den Beach Boys in Verbindung bringt und Calypso, einem afrikanisch-karibischen Rhythmus mit bissigen Texten. Die Lyrics sind konträr dazu meistens in bayerischer Sprache verfasst. Auf Nachfrage erklären der Leadsänger und der Songwriter diese Musikrichtung in verständlicheren Worten: Es handelt sich primär um Rockmusik. Calypso ist für sie eher eine Einstellungssache und damit das Außergewöhnliche an der Band, denn das „was linear ist, ist fad.“

Auch in ihrem Videoclip zu dem Song „Scheim Ei“, der sich ebenfalls auf „Koa Strand“ wiederfindet, wird das Spiel mit gegensätzlich wirkenden Stilen deutlich: Der Songtext befasst sich mit dem Kopfkino, das wohl in jedem abläuft, wenn man seinem Ärger über eine nervtötende Person mit Gewalt Luft machen möchte. Auch der Videoclip zeigt die Band in einer Schlägerei untereinander. Vollkommen kontrovers dazu veranlasst die Melodie zum tanzen, was die Musiker im Video auch tun. Damit möchte die Band ihre Verachtung gegen gängige Konventionen zeigen. Die Zuschauer sollen auf keinen Fall mit Berechenbarem gelangweilt werden: „Die tollsten Sachen sind die Gegensätzlichen.”

Vor dem Auftritt zeigt sich, dass Konzerte für die Regensburger zur Routine gehören. Von Lampenfieber ist nicht viel zu merken, es ist zwar vorhanden, aber das Gefühl der Vorfreude überwiegt. Außerdem sind die Bandmitglieder es gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Mehr als 150 Konzerte haben diese schon absolviert. Jeder von ihnen war vorher schon Musiker, kennen gelernt haben sie sich eher zufällig. Den Anfang machte die Begegnung von Sebastian Kretz und Markus Beer beim Weggehen in Regensburg. Andreas Januschke, Sebastian Braun und Johannes Preßl kamen über Freundes- und Bekanntenkreise dazu. Anstatt nur miteinander zu jamen, wurden sie schnell enge Freunde. Und es wurde rasch klar, dass das Projekt um Fuadadeimuada nicht nur als Hobby gedacht war. Keiner der Band hat Lust auf einen ‚nine to five’-Job, sie sehen die Band als ihre Priorität vor ihren anderen Nebenprojekten und hoffen, bald davon leben zu können. Noch wird für Fuadadeimuada eher die Freizeit geopfert, Student Johannes nimmt dafür sein zweites Urlaubssemester in Anspruch. Die Mitglieder nehmen die Band ernst, sind jedoch nicht zu verbissen. So kam auch der ungewöhnliche Name der Band eher zufällig zustande, weil man sich auf keinen anderen einigen konnte. Den Namen warf Markus Beer dann eher resigniert in die Runde.

Szenenwechsel: Es ist halb elf und die fünf Musiker stehen auf der Bühne. Sie sind absolut in ihrem Element, die “Ananas-Nummer” geht im Lärm aber leider etwas unter. Ihr Versprechen, dass sie abwechslungsreich sind und es bei ihrer aufgedrehten, aber nicht überdrehten Bühnenshow garantiert nicht fad und berechenbar zugeht, erfüllen sie ohne Einschränkungen. Der Auftritt am Pfingstopenair am 27. Mai wird ihr bisher größter Gig, schon seit seinem ersten Besuch auf dem Festival träumt der Sänger der Band von einem Auftritt. Vielleicht ist ihr Fanclub ja auch da, mittlerweile gibt es eine kleine Fanbase in Straubing und Schrobenhausen.

Text: Cathrin Schmiegel

Fotos: Ulrike Jothe

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