»Stadtbild«

»Stadtbild«
»Wir haben immer noch im Stadtbild dieses Problem«, sagte Friedrich Merz am 14. Oktober in Bezug auf den andauernden Rechtsruck und die Migration in Deutschland. Seitdem brodelt ein Diskurs bezüglich dieser Aussage. 

von Aaliyah Meier

Merz polarisierte durch seine Ausdrucksweise innerhalb einer Pressekonferenz in Potsdam. Dies wurde besonders durch die folgenden zahlreich unterschriebenen Petitionen und Proteste deutlich. In Hamburg nahmen 2.000 Menschen an den Protesten teil, nachdem Merz am 14. Oktober 2025 erklärt hatte, dass Deutschland ein Problem innerhalb des Stadtbildes habe, was viele Bürger:innen in Unruhe versetzte.

Selbst als die Möglichkeit bestand seine polarisierende Aussage zu revidieren oder sich zu entschuldigen ­– wie es auch Grünenpolitikerin Dröge forderte –, betonte er die »Problematik« und unterstrich seine Wortwahl sogar. Laut Merz wären insbesondere die Töchter davon betroffen, woraufhin viele Frauen mit der Antwort »Wir sind die Töchter« oder auch »Wir sind das Stadtbild« auf die Straßen gingen.

Das »Stadtbild ist der optische Eindruck einer Stadt bzw. ihrer Teile«, somit ist es kein Wunder, dass sich Friedrich Merz damit Rassismusvorwürfe einhandelte. Ein Vorwurf der migrantischen Kriminalität spaltet die Gesellschaft. Da eine Entsachlichung in der Ausdrucksweise vieler Politiker:innen immer öfter stattfindet, entsteht so eine Ungenauigkeit, die sowohl dem Diskurs der Migration als auch der inneren Sicherheit nicht zu Gute kommt.

Die vage Aussage Merz’ enthält eine Verallgemeinerung über unsere Gesellschaft, die höchst kritisch zu werten ist. Ein »Stadtbild« besteht immerhin aus unglaublich vielen diversen Menschen, die nicht nur in deutsche Mitbürger*innen und Migranten zu unterteilen sind. Friedrich Merz erlaubt also sowohl Gegner:innen als auch Zustimmenden einen Raum für Interpretation, der zutiefst emotional aufgeladen ist (besonders für die Betroffenen).

Die Verallgemeinerung und Spaltung der Gesellschaft lassen Menschen mit Migrationshintergrund sich nun unwohl fühlen. Auch wenn Merz erläuterte, dass Einwanderung für »alle Länder der Europäische Union« nötig wäre, betonte er lediglich deren Importanz für den Arbeitsmarkt. Damit kommt es nicht überraschend, dass die Bevölkerung auf Proteste und Petitionen zurückgreift, um die Aussagen des Bundeskanzlers zu kritisieren. Denn das Stadtbild Deutschlands ist divers und bunt und kann nicht in zwei Hälften geteilt werden.  


Titelbild © Davida Schauer

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Studentin der Medienwissenschaft und Kunstgeschichte

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