»Als Mann werde ich diskriminiert« – Vortrag eines Dadpreneurs
Auch Männer leiden unter starren Geschlechterrollen. Ansprüche, im Beruf erfolgreich zu sein, sowie rational und stoisch mit den eigenen Problemen umzugehen, halten sie von stärkenden Verbunden ab. Dagegen muss laut Heiner Fischer, Männer- und Väterberater, etwas getan werden. Er ruft zum zarten Weckruf auf, dieser aber auch nicht ganz ohne die Frau.
von Mia Fritzsche
»Als Mann werde ich diskriminiert« – Mit dieser reißerischen Überschrift hat Dadpreneur Heiner Fischer am 24. Juni zum Vortrag an der Uni Regensburg mit anschließendem Plenum im Rahmen der Vortragsreihe »Male Allies« eingeladen. Die Reihe wird von der Gleichstellungsbeauftragten unter der Schirmherrschaft vom Präsidenten präsentiert.
Nach einer Ansprache von Frauenbeauftragter Prof.in Dr. Astrid Ensslin und von Vizepräsident Prof. Dr. Nikolaus Korber spricht Fischer über klassische Rollenbilder, die uns bis heute bestimmen. Darüber, dass Frauen seit Jahrhunderten strukturell diskriminiert worden sind, sind sich die Menschen im Saal einig.
Gleichstellung auch im häuslichen Raum
Fischer kommt auf überholte Rollenbilder zu sprechen: ein Mann ist ein Krieger, er ist auf Kongressen vertreten, er ist das Familienoberhaupt, er regelt alles. Und das ganz ohne Emotionen. Emotionen sind weiblich und schwach, zwei Merkmale, die man als Mann nicht haben darf, so das altmodische Bild.
Wenn das nicht mit den eigenen Erfahrungen übereinstimmt, dann gehen laut des Dadpreneurs die Bewältigungsmuster des Mannes nach innen: Er wird stumm, versucht rational zu sein und die Kontrolle zu behalten. Sich mit Freund:innen auszutauschen, über Gefühle zu reden, das ist verpönt.
Fischer argumentiert, dass so wie Frauen im Arbeitsmarkt, auch Männer im Haushalt diskriminiert werden. Wenn der Kindergarten anruft, wollen sie mit der Mutter sprechen – und wer als Mann Elternzeit beantragt, der hat schlechte Chancen. Wie Frauen in der Karriere gleichgestellt werden sollen, solle man auch Männer im Haushalt gleichstellen. Doch diese Gleichstellung müsse den Männern erst schmackhaft gemacht werden. Ein Vater solle »wie ein scheues Reh« behandelt werden.
Auch mal Arbeit abgeben
Teils hätten auch Frauen die Mitschuld daran, dass Männer in ihrer Rolle als aktiver Familienvater verunsichert sind: Wer als Ehefrau dem Partner nicht zutraut, selbst die Wäsche zu machen oder für sich zu kochen, sei Teil des Problems, behauptet Fischer.
Es sei schwer als Mann mitzuerleben, wie die Partnerin fast mit Leichtigkeit Beruf und Familie unter einen Hut zu stecken weiß. Dass Frauen die Fähigkeit zur Care-Arbeit nicht in die Gene, sondern in die Wiege gelegt wurde, wird erst im Plenum angesprochen und diskutiert.
Vaterschaften stärken
Männer als diskriminierte Gruppe im häuslichen Raum auf einer Linie mit der Diskriminierung der Frau im Arbeitsleben zu stellen, zieht mehr Parallelen als es verdient. Streits im Haushalt darüber, wer das Geschirr machen und wer den Arzttermin für den Sohn vereinbaren darf, gibt es wohl in den wenigsten Fällen.
Fischer wirbt im Verlauf des Vortrags seine Organisation »Vaterwelten« an, die Männern helfen soll, sie in ihrer Rolle als Vater zu stärken. Vaterwelten wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und wird kofinanziert von der Europäischen Union. Eine Mitgliedschaft kostet 9,99 Euro pro Monat. Hinter der Paywall erhält man Zugriff zu Community Calls, Väter-Treffs und Tipps zum Thema Besondere Kinder, Trennung, Sexualität.
Vätern einen Raum zu geben, sich auszutauschen und sich durch die Gemeinschaft in ihrer Rolle als Väter bestärkt zu sehen, hilft der ganzen Gesellschaft. Ob dafür ein kostspieliger Beitritt zu einer »Online-Community« nötig ist, sei dahingestellt.
Titelbild: Erstellt mit ChatGPT
