Feuer und Flamme dem patriarchalen Grill!

Feuer und Flamme dem patriarchalen Grill!
Egal ob inmitten kleinstädtischer Friedlichkeit oder auf einem offenen Platz mitten in der Großstadt, sobald der deutsche Sommer beginnt, sieht (und riecht) man hauptsächlich eines: den Grill. Ja, es ist wieder die Zeit, Mann grillt an – und das ist hier wörtlich zu nehmen. Denn eines fällt auf, spaziert man durch die Rauchschwaden bei 37 Grad auf eigentlich jeder mittelgroßen Wiese: Am Grill stehen meistens Männer.

Von Larissa Hornig

Der Mythos vom Urinstinkt 

Auf den ersten Blick ist das ja erstmal einleuchtend. Da fällt einem als erstes dieses Bild ein: Der Mann als Jäger und die Frau als Sammlerin. Nur, dass hier die Jagd im lokalen Aldi stattfindet, auf der Suche nach dem billigsten Fleisch für den teuersten Grill. Das Sammeln beläuft sich auf Vorbereiten der Salate, von Gemüse, Getränke, und Geschirr. Ach halt, ja Brot braucht es ja auch und so eine Wassermelone noch eben aufschneiden, das ist natürlich alles Nebensache. Interessanterweise ist der Mythos von den Frauen, die Beeren sammelten und Kinder stillten, bereits seit Langem widerlegt. Randy Haas, Assistenzprofessor für Anthropologie und Hauptautor der Studie »Female hunters of the early Americas« stieß 2018 auf ein Grab eines berühmten Jägers mit vielen Grabbeigaben. Später stellte sich heraus, dass dieser Jäger eigentlich eine Jägerin war. »Die sexuelle Aufteilung der Arbeit scheint in der Vergangenheit unter Jägern und Sammlern viel abgeschwächter oder gar nicht vorhanden gewesen zu sein«, so Haas.

Ist denn jetzt sogar Grillen politisch?

Grillen ist fast immer ein soziales Event. Es werden bestimmte Leute eingeladen, es werden bestimmte Muster reproduziert. Die Anerkennung wird meist ungleich verteilt, die Grillenden werden mindestens siebenmal auf ihr tolles Grilltalent hingewiesen, die Begrillten ein bisschen ignoriert, selbst wenn ohne ihre Vorarbeit das ganze Event eine ziemlich traurige Würstchenparty wäre.

Mit alten Strukturen brechen

Letztendlich sollte jeder grillen, der daran Spaß hat; jeder der keinen Gefallen daran findet, Dingen dabei zuzusehen, wie sie auf einem Feuer vor sich hin schmoren, soll es bleiben lassen. Aber es ist einen Blick ins eigene Umfeld wert, ob das Klischee sich dort bestätigt oder ob auch mal Frauen die Grillzange in die Hand nehmen. Fest steht: Grillt das Patriarchat!


Titelbild © Anna Reichel

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Studentin der Politikwissenschaft und Anglistik

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