Men-tal health month – Was die jährliche Kampagne im Juni bedeutet

Men-tal health month – Was die jährliche Kampagne im Juni bedeutet
Mentale Gesundheit spielt bei Männern eine genauso zentrale Rolle wie die physische, wird jedoch wesentlich weniger beachtet und ernst genommen. Woran liegt das und was kann man:n dagegen tun?

von Aleyna Ayan

TW: Erwähnung von Suizid, Alkoholmissbrauch

Im Juni ist Men’s Mental Health (Awareness) Month: Eine offizielle Kampagne, die seit 1992 jährlich auf ein bestimmtes Thema aufmerksam macht – Mentale Gesundheit bei Männern – und diese dazu ermutigt, sich der Bedeutung ihrer psychischen Gesundheit bewusst zu werden, sowie sich aktiv dafür einzusetzen.

Ein innerer Konflikt

Bislang richtet sich primär der Fokus auf die physische Gesundheit bei Männern, es wird extrem Wert auf Fitness-Routinen und check-ups gelegt. Die mentale Gesundheit dagegen erlebt eine ››silent crisis‹‹, also stille Krise, die zu unbeobachtet oder unausgesprochen gilt. Und dass, obwohl beide den gleichen Stellenplatz haben. Einem Großteil der Männer fällt es überwiegend schwer, ihre eigenen Gefühle zu betonen und sich psychische Probleme einzugestehen, obwohl es selbstverständlich auch wichtig für Männer ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um die Vorbeugung psychischer Probleme und ihrer Resilienz dagegen zu fördern. Diese Unannehmlichkeit damit, seine Gefühle wahrzunehmen und sich einzubekennen, liegt zum einen an biologischen Unterschieden im Gehirn, zum anderen an der sozialen Konditionierung: ››Männer reagieren auf emotionalen Stress eher über den Körper und das Verhalten nach außen – nach dem Prinzip ‘Aktion draußen, Konflikt innen‘‹‹, so laut Prof. Dr. Möller-Leimkühler.

Starkes Stigma in der Gesellschaft

Wie lässt sich dieser aktuelle Zustand erklären? Ein zentrales Hindernis stellt (laut ‘Die Stiftung Männergesundheit‘) das traditionelle, vorherrschende Männlichkeitsbild dar – eine bestimmte und begrenzte Vorstellung davon, wie man in dieser Gesellschaft ››Mann‹‹ sein muss. Patriarchale Strukturen unterstützen das Bild einer ››starken, unverwundbaren‹‹ Maskulinität, was sich vor allem bei jungen Männern einprägt, die dadurch den Gedankengang entwickeln, nicht über ihre Gefühle sprechen zu können/dürfen. So ein veraltetes, aber auch gefährliches Bild steuert der Stigmatisation bei und hindert Männer daran, sich frühzeitig Unterstützung zu holen. Zudem fehlt es ihnen momentan an einer richtigen Vorbildfunktion: Aufsteigende männliche Online-Präsenz Figuren (wie Andrew Tate) befördern überholte Traditionsvorstellungen solcher Art und geben ihren Zuschauern durch diesen Machtmissbrauch ein sicheres und richtigstellendes Gefühl dabei.

Die Folgen patriarchaler Vorstellungen

Solche Beeinflussungen führen unter anderem dazu, dass Männer Depressionen (u/o. andere psychische Krankheiten) anders ausdrücken als Frauen – durch aggressives Verhalten, substanzhaltige Abhängigkeit oder exzessiven Sport – und sich seltener Hilfe suchen. Dieses Aufrechterhalten der ››männlichen Fassade‹‹ hat oft Folgen eines riskanten Verhaltens und der Vertiefung psychischer Probleme. Männer sind viermal eher dazu fähig als Frauen, an Suizid zu sterben, und dreimal häufiger von Alkohol- und Drogenabhängigkeit betroffen. Diese stille Krise muss gebrochen werden, und mehr Unterstützung geboten werden.

Was dagegen tun?

Ziel ist es, eine Kultur zu ››schaffen‹‹, in denen Männer sich wohl fühlen, über ihre Gefühle/Probleme zu sprechen und sich Hilfe zu holen – und das gemeinsam. Jeder Schritt und jedes Gespräch können helfen, immerhin geht es am Ende um ein glückliches und erfülltes Leben für uns alle. Durch den gemeinsamen Support kann das Stigma gebrochen und sichergestellt werden, dass niemand allein mit sich selbst kämpft, indem man:

  • Konversationen startet: check in with the men in your life – nachfragen, wie es dem Gegenüber geht
  • Ressourcen teilt: Informationen über mental health support services, hotlines oder lokale Organisationen verbreiten –> zeigen, dass es Hilfe gibt, die funktioniert
  • Safe spaces schafft: Orte für Männer bieten, in denen es die Gewissheit gibt, sich ohne Urteile öffnen zu können
  • Im Notfall: Suicide & Crisis Lifeline anrufen/-schreiben (TelefonSeelsorge – Tel: 0800 111 0 111)

Die Message hinter dem Men’s Mental Health Month sollte schließlich eine kontinuierliche Anstrengung und nicht nur monatliche sein, in der sich Männer um ihr Wohlbefinden kümmern.


Beitragsbild | ©Aleyna Ayan

Quellen:

Insta-Reel von @realbatiwutschi: https://www.instagram.com/reel/DKRf-fwIYBf/?igsh=MTZ3YnJvdGFzZjIxMQ==, besucht am 14.06.2025.

NAMI: https://www.nami.org/get-involved/awareness-events/mens-health-month/, besucht am 14.06.2025.

TherapyRoute: https://www.therapyroute.com/article/suicide-hotlines-and-crisis-lines-in-germany, besucht am 14.06.2025.

Toleranz im Netz: https://www.toleranz-im-netz.de/allgemein/mens-mental-health-month/, besucht am 14.06.2025.

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