Warum Natur glücklich macht

Warum Natur glücklich macht
Der Duft nach frisch gemähter Wiese, Vogelgezwitscher am Morgen, ein Sommerregen auf der Haut: all diese kleinen Momente lösen ein wohliges Gefühl in mir aus. Und sie haben etwas gemeinsam – es sind Natureindrücke und sie machen mich glücklich. Aber wieso ist das eigentlich so?

Von Ronja Schäfer

Wie Genies die Natur nutzen

Die Natur – ein Teil der Schöpfung. Der Mensch – ein Teil der Natur. Mensch und Natur sind alleine aus evolutionsbiologischer Sicht untrennbar. Im Verlauf der gesamten Menschheitsgeschichte wird das immer wieder deutlich. In der Epoche der Romantik zeigten zum Beispiel Künstler wie Caspar David Friedrich eindrücklich, dass die Natur für die Menschen sehr wichtig war. Der Rückzug in die Natur, fernab des hektischen und lärmenden Stadtlebens war in dieser Zeit ein zentrales Motiv der Kunst. Werke wie »Der Wanderer über dem Nebelmeer« sollten die Natur als Spiegel der Seele und Inspiration darstellen. Landschaften zu studieren, malerisch darzustellen und ihre Schönheit hervorzuheben bereitete den Menschen zu dieser Zeit offensichtlich Freude und bot ihnen die Möglichkeit der Realität zu entfliehen. Die Aufmerksamkeit bewusst auf etwas anderes lenken und positive Denkmuster etablieren zählt auch heute zu Coping-Mechanismen, die bei Stress oder anderen psychischen Belastungen angewandt werden. Dabei kann die Natur helfen, denn sie bietet viele Möglichkeiten um aus dem Alltag auszubrechen und den Kopf von bedrückenden Gedanken freizubekommen. Die wahrnehmbare Weite und Vielfalt kann dabei helfen, dass eigene Probleme in Relation zur Größe der Natur irrelevanter erscheinen, weil man sich nur als kleinen Teil eines großen Systems sieht. Zudem bietet die Natur die Möglichkeit sich für simple Dinge, wie Vogelgezwitscher oder besonders prachtvolle Blumen zu begeistern, wodurch sich eine grundlegende Zufriedenheit einstellen kann.

Einfluss auf Kreativität

Dass die Natur auch einen Einfluss auf die Kreativität, also Ideenfindung und Problemlösestrategien hat, belegen eine Vielzahl an Studien. Dabei bietet die Natur nämlich die Möglichkeit das Gehirn in den sogenannten »Default-Mode« zu bringen – ein Ruhemodus, der geistige Regeneration verspricht. Diese ist besonders bei der Inkubationsphase des kreativen Prozesses wichtig, in der Abstand zur eigentlichen Problemstellung gefunden wird und neue Ideen generiert werden können. In mehreren psychologischen Modellen wie den »Vier Ps« der Kreativität nach Rhodes ist der Einfluss der Umwelt auf die Person und Psyche ein fester Bestandteil. Dabei gelten die vier Grundbausteine der Kreativität person, process, product und place als Komponenten des kreativen Prozess. Die Umwelt spielt also genau wie die Person an sich, der Prozess und das resultierende Produkt eine wichtige Rolle in der Kreativitätsforschung.

Einsatz in der Therapie

Auch bei der praktischen psychotherapeutischen und beratenden Arbeit wird die Natur genutzt: In der Naturbasierten Therapie (NBT) wird das Erleben der Natur aktiv in die Arbeit mit den Klient:innen einbezogen. Dabei soll der Kontakt mit der Umwelt dazu beitragen sich selbst mit der Welt verbunden zu fühlen und die Selbstwirksamkeit zu stärken. Besonders förderlich ist auch, dass sich Setting in der Natur ständig verändert – Anpassungsfähigkeit und psychische Flexibilität können dadurch gesteigert werden. Die positiven Einflüsse werden bei verschiedenen psychischen Störungen angewandt: Bei Angstpatient:innen zeigt das Naturerlebnis eine entspannende Wirkung, traumatisierte Klient:innen finden Sicherheit in der Natur und Burnout- und Stresspatient:innen können von der Natur als »Leerer Raum« profitieren.

Schützenswertes Gut

Der Mensch als naturverbundenes Wesen hat also das Grundbedürfnis sich der Natur immer wieder zuzuwenden, sie neugierig zu erforschen und auch ihre Ressourcen zu nutzen. Letzteres wurde in den Anfängen der Menschheit, als Jäger und Sammler, zwar auch schon effektiv betrieben, jedoch scheint es in der heutigen Zeit über die Stränge zu schlagen. Extensive Landwirtschaft, Massentierhaltung, übermäßige Rodung von Wäldern und die Ausbeutung der Meere zeigt: Der Mensch geht nicht mehr achtsam mit seiner Umwelt um und fühlt sich ihr eher Überlegen als ein Teil des großen Ganzen zu sein. Die Auswirkungen bekommen wir Tag täglich zu spüren, denn mittlerweile sind besonders in den Sommermonaten grundlegende Ressourcen, wie Trinkwasser auch in Deutschland knappes Gut. Wo früher noch der Pool im Garten aufgestellt wurde, kann heute der Rasensprenger nur noch notdürftig das angebaute Gemüse gerade so vor dem Vertrocknen bewahren. Wo sonst Obstbäume das Landschaftsbild geprägt haben, müssen nun hitzeresistente Pflanzen angebaut werden. Die Probleme des Klimawandels und dem respektlosen Umgang mit der Natur sind deprimierend, dennoch gilt es die Hoffnungen nicht aufzugeben. Initiative für Umweltschutz zu zeigen ist wichtiger denn je: Der Erhalt der Natur und damit all ihre positiven Einflüsse auf uns Menschen sind doch die größte Motivation für ein wertschätzenden Umgang mit ihr. Denn schließlich ist der Mensch untrennbar mit der Natur verbunden – schon immer und für immer ein Teil von ihr.


Ilustration © Olivia Rabe

Psychologie Heute: Was ist Naturtherapie. https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/40158-was-ist-naturtherapie.html

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