»Harvard«

Cambridge, Massachusetts – Eine der renommiertesten Universitäten der Welt steht derzeit im Zentrum eines eskalierenden Konflikts mit der US-Regierung. Im Fokus stehen Fragen der akademischen Freiheit und ideologischer Einflussnahme.
von Neda Bayat
Die US-Regierung unter Donald Trump will der Universität die Akkreditierung für die Einschreibung internationaler Studierender entziehen. Dieser Beschluss würde über 7.000 Studierende betreffen, die dadurch ihren Aufenthaltsstatus in den USA verlieren könnten. Dies geschah, nachdem die US-Regierung bereits Bundesmittel in Höhe von über zwei Milliarden Dollar eingefroren hatte, die unter anderem für die medizinische Forschung vorgesehen waren. Harvard reichte Klage dagegen ein und eine Richterin in Boston konnte vorerst das Vorgehen der Regierung blockieren.
Der Auslöser
Die Spannungen begannen bereits im April 2025, als mehrere Eliteuniversitäten, darunter auch Harvard, unter Druck gerieten, der Regierung detaillierte Informationen über ihre ausländischen Studierenden vorzulegen. Die Harvard-Universität kam diesen Forderungen nicht nach.
Präsident Trump und sein Kabinett warfen Harvard außerdem vor, einseitig linke Ideologien zu fördern und konservative Stimmen zu unterdrücken. Zudem wurde der Umgang mit propalästinensischen Protesten auf dem Campus kritisiert. Harvard wies die politischen Vorwürfe zurück und betonte die Bedeutung von Meinungsfreiheit und wissenschaftlicher Unabhängigkeit. Diese Haltung führte zu einem offenen Konflikt mit der US-Bundesregierung.
Reaktion der Studierenden
Auf dem Campus der Harvard University versammelten sich Studierende aus aller Welt, einheimische wie internationale, um zu protestieren. Besonders unter den ausländischen Studierenden machte sich Nervosität breit. »Viele von uns haben ihr ganzes Leben darauf hingearbeitet, an einer Universität wie Harvard studieren zu dürfen«, erklärte ein Student aus Österreich.
In einem offenen Brief betonte die Universität ihre Entschlossenheit: Sie werde ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben und nicht auf ihre verfassungsgemäßen Rechte verzichten.
Auch der Präsident der Universität, Alan Garber, äußerte sich öffentlich während der Abschlussfeier des Jahrgangs 2025. In seiner Rede hieß er alle Studierenden willkommen, die »von nebenan« ebenso wie die »aus aller Welt, so wie es sein sollte«. Absolventinnen und Absolventen sowie Lehrende würdigten Garber mit minutenlangem Applaus. Er stellte damit klar, dass es die Vielfalt dieser Gemeinschaft sei, die Harvard ausmacht.
Was könnte das zur Folge haben?
Sollte der politische Druck anhalten, drohen weitreichende Folgen für das US-amerikanische Hochschulsystem. Viele internationale Studierende könnten sich künftig gegen ein Studium in den USA entscheiden, was zum einen finanzielle Auswirkungen hätte und zum anderen die Forschungsvielfalt der Universitäten gefährden würde.
Der Eingriff der Regierung in eine Institution wie Harvard bereitet vielen Menschen weltweit Sorgen. Bildungsexpertinnen und -experten sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall, bei dem politische Macht über die Autonomie von Forschung und Lehre gestellt wird. Die Auseinandersetzung wirft viele Fragen zur staatlichen Einflussnahme auf akademische Einrichtungen auf. Wie sich der Konflikt weiterentwickelt, bleibt abzuwarten.
Titelbild © Neda Bayat