Gesellschaftskritische Mukke für starke Herzen: Apsilons »Haut wie Pelz«
Die starken Herzen unserer Generation entstehen durch Erfahrungen in den Leben jeder einzelnen Person. Rassismus und Ungerechtigkeit sind die Dinge, die uns besonders prägen und beeinflussen. Die gemachten Erfahrungen formen den Umgang mit anderen Menschen und mit einem selbst. Sie zwingen einen dazu eine Haut wie Pelz zu entwickeln.
von Aaliyah Meier
Apsilon ist einer der Menschen, die diese Gefühlslage in Musik übersetzen. Seine Melodien sind aufgeladen durch einstechende Worte, die nicht unbedingt harte Beats brauchen, um zu bewegen. Beispiel dafür ist sein neues Album »Haut wie Pelz«.
»Ich fühl‘ sehr viel, wenn ich schweig‘, ich fühl‘ wenig, wenn ich rede
Ich bin auch manchmal allein, komm‘ mir selber in die Quere
Ich hab‘ auch meine Probleme, Augen taub in meiner Gegend
Ich hab‘ auch meine Probleme, ich hab‘ auch, BabaBaba«
– Baba
Apsilon zeigt der Welt eine ungesehene Seite des stereotypisierten Mannes mit Migrationshintergrund. Verletzlich und gebrochen – betrogen von Vorurteilen. Ein Mann, der sich Frieden wünscht und gesehen zu werden. Er erschafft durch seine Musik ein Zugehörigkeitsgefühl für diverse Gruppen. Hauptthema ist die Vielschichtigkeit der Diskriminierung.
»Alles geht unter die Haut
Ich muss noch lern’n, wie man lebt in meiner Haut
Hab‘ gelernt, offenes Fleisch klebt man etwas drauf
Doch egal, wiе fest ich drück‘, am Ende geht siе wieder auf«
– Haut wie Pelz
Apsilon heißt eigentlich Arda und produziert seine Lieder mit seinem Bruder Arman. Seine erste Doppelsingle »Sport / Ich Leb« erschien im Jahr 2021. Mittlerweile hat er seine Deutschland Tour erfolgreich abgeschlossen und plant neue Musik zu veröffentlichen. Als Enkel türkischer Gastarbeiter*innen wächst Arda im Berliner Moabit auf und fängt die Erfahrung des Rassismus hautnah ein. Sein Fokus liegt deshalb auf diesem Schmerz und dem Aufwachsen damit, sowie auf den sich über Generationen ziehenden Traumata der Diskriminierung. Apsilon erlaubt durch die Darstellung dieser Traumata, jungen Männern Verletzlichkeit in die Öffentlichkeit zu tragen, indem er als Beispiel voran geht.
»Draußеn im Kiez, haben Hass auf die Welt (Auf die Welt)
Lassen’s aus an uns selbst (Ja)
Krise in der Heimat, in Memleket (Ja)
Such‘ Frieden, krieg‘ kein Auge zu, wer will Stress?«
– Friedensnobelpreis
Besonders durch die derzeitige politische Situation entstehen Fragen über die Existenz und über die Erlaubnis des Daseins. Wo ist Heimat? Und wo darf Heimat sein? Genau diese Gefühle und Gedanken packt Apsilon in sein neues Album.
»In ein’n Koffer passt kein Leben
In ein’n Koffer passt nicht meine Welt, ja, ja
In ein’n Koffer passt ein Pass
Doch nicht meine Haut, in der ich steck‘, jaja«
– Koffer
Apsilon redet in vielen seiner Interviews darüber, inwiefern ihn die Nachteile unserer Gesellschaft ihn ausmachen. Man erkennt in seinen Texten, seinen Musikvideos und seinem Auftreten die Authentizität in seinen Worten. Gesellschaftskritische Melancholie die besonders tief ins Herz trifft. Die Zentralisierung der Ungerechtigkeit erlaubt es POCs sich gesehen fühlen zu können. Arda schafft eine sonst ungesehene, authentische Repräsentation einer missverstandenen Seite Deutschlands.
»Warum ich auch über die Missstände in der Gesellschaft in meiner Musik spreche, ist so,
weil es mich einfach auch als Mensch ausmacht.«
– Apsilon gegenüber ZDF
Falls euch die Thematik interessiert oder ihr das Gefühl nachempfinden könnt, lege ich euch dieses Album ans Herz. Wenn ihr mehr Lieder in diese Richtung hören wollt, empfehle ich besonders die folgenden Lieder und Musikvideos von Apsilon und anderen Künstler*innen:
Köfte – Apsilon
Friedensnobelpreis – Apsilon
Mama – Blumengarten
Kinder können fies sein – Jassin
Schlechte Träume – Jassin
Viele Leute gucken – BABYJOY, KazOnDaBeat
Kindheit – Dead Dawg, BHZ
Beitragsbild: Aaliyah Meier