– NEU: Ausgabe 31 –

– NEU: Ausgabe 31 –

Hier geht es zur neuen Ausgabe.

Nun ist es wieder soweit: Die 31. Ausgabe der Lautschrift ist da!

Ihr findet die Lautschrift dieses Semester ein weiteres, drittes Mal als digitales Heft in unserer offline-Rubrik.

Nach mehr als 30 Ausgaben denken wir aber überhaupt nicht daran, uns weniger Mühe zu geben, damit wir die Lautschrift als etwas Besonderes gestalten, oder gar etwas an unserer bisherigen Ausrichtung zu ändern. Wir sprechen auch in diesem Heft neben den altbekannten Rubriken brisante und umstrittene Themen an, die schließlich von kreativen Texten abgerundet werden.

Die gesamte Redaktion wünscht euch viel Spaß beim Lesen und freut sich über Feedback!

One thought on “– NEU: Ausgabe 31 –

  1. Liebes Team der Lautschrift,
    ich hoffe wirklich, dass meine Worte euch nicht auf dem falschen Fuß erwischen. Ich finde eure Arbeit großartig. Einmal im Semester neben all den anderen Verpflichtungen wie dem Studium, Freund*innen und Familie und der Arbeit eine Zeitschrift herauszugeben ist eine unglaubliche Leistung, die ich euch als Studierender mit einer stetig wachsenden To-Do-List, die sich wahrscheinlich auch nicht in 70 Jahren abarbeiten lassen wird, hoch anzurechnen weiß. Ich erinnere mich noch, als ich in der Prä-Corona-Ära immer sehr begeistert war, als ich im PT-Gebäude die neueste Ausgabe gefunden und dann (womöglich nicht ganz intelligenterweise) in den darauffolgenden Uni-Veranstaltungen gelesen habe. Wunderbare Zeiten!

    Als ich in der aktuellen Ausgabe mit der Nummer 31 auf den Artikel „Wisset, die euch Hass predigen, erlösen euch nicht!“ von Anna-Lena Brunner stieß, der sich insbesondere mit Hass gegen Menschen aus der LGBTQIA+-Community befasst, war ich dann allerdings etwas irritiert. Der Autorin geht es nach eigener Aussage nicht um die Person Joanne K. Rowling, aber ein Großteil ihres Textes befasst sich dann eben doch mit Rowling und ihren wenigstens kontroversen Aussagen über trans-Menschen. Es geht mir beim besten Willen nicht darum, Rowling zu verteidigen. Aber ich empfinde es als unfair gegenüber den Lesenden, Rowling einerseits Transphobie zu unterstellen und diese Aussage dann andererseits nicht weiter mit Hard Facts – also den fraglichen Tweets – zu untermauern, zumal sich die Vorwürfe ja nicht nur auf Rowlings Twitter-Präsenz erstrecken, sondern auch konkrete Passagen in ihrem früheren wie heutigen literarischen Schaffen kritisiert werden: Rita Kimmkorn aus der Harry-Potter-Reihe wird beispielsweise mit männlichen Attributen assoziiert, die zeitgleich von trans-feindlichen Menschen häufig verwendet werden, um trans-Frauen das Frausein abzusprechen. Der Mörder im fünften Band der Cormoran-Strike-Reihe ist ein cis-Mann, der sich als Frau getarnt seinen weiblichen Opfern nähert. Rowling reproduziert hier das transphobe Narrativ, dass konkret trans-Frauen ihr trans-Sein nur als Vorwand nehmen, um cis-Frauen näherzukommen und diese in welcher Form auch immer zu verletzen oder gar zu töten.

    Es ist nachvollziehbar, dass man sich nicht selbst zur Kompliz*in machen möchte und dass man dementsprechend auch darauf verzichten will, Rowlings transphoben Tiraden noch mehr Raum als notwendig zu geben. Manchmal reicht es aber nicht, Sachverhalte nur grob zu skizzieren und die Dinge einfach für sich wirken zu lassen, weil der größere Zusammenhang dann eben häufig auch einen differenzierteren Blick auf die Situation ermöglicht. Und ehrlich gesagt braucht es genau das, wenn man sich ernsthaft mit der Frage beschäftigen will, warum Menschen in vermeintlich aufgeklärten Bubbles in all ihrer Wokeness gelegentlich doch mal Dinge tun oder sagen, die für BIPoC oder Menschen aus der LGBTQIA+-Community verletzend sind und schlimmstenfalls dazu beitragen, dass Klischees und Vorurteile gegen sie perpetuiert werden.

    Ich möchte daher an dieser Stelle die These aufstellen, dass es vielen Menschen gerade im linken Spektrum nicht um ein echtes Verständnis für trans-Menschen oder andere Gruppen, zu denen man selbst nicht gehört, geht. Stattdessen scheint es darum zu gehen, sich mit einem Schild aus Political Correctness nicht nur vor den Angriffen der politischen Gegenseite zu schützen, sondern auch vor Attacken aus dem eigenen Lager. Bezeichnenderweise schreibt Anna-Lena Brunner in der Online-Kolumne „Mov:ement“ vom 10. August 2021 unter dem Titel „Film is trans?“ über die Repräsentation von trans-Menschen im Film und zitiert scherzhaft als Impulsgeber für den Artikel ihre eigene Paranoia, nicht genug trans-Menschen der Filmgeschichte aufzählen zu können. Die Tatsache, dass man an dieser Stelle mit The Danish Girl und About Ray zwei Filmbeispiele heranzieht, bei denen trans-Rollen mit cis-Menschen besetzt wurden, unterstreicht die absolute Naivität des Ansatzes, zumal das Szenario, dass die Autorin beschreibt, vollkommen absurd ist: Macht es mich zu einem besseren Menschen, wenn ich mehr trans-Figuren im Film benennen kann? Erhöht es meinen Wokeness Score? Vielleicht, aber es trägt wahrscheinlich nicht dazu bei, trans-Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Jemanden, der*die sowieso der Auffassung ist, dass trans-Menschen minderwertig sind, werde ich nicht durch umfassendes filmhistorisches Wissen vom Gegenteil überzeugen können. Viele trans-Schauspielende stören sich außerdem nicht nur an fehlender Repräsentation innerhalb der Geschichten, sondern gerade daran, dass sie entweder gar nicht oder nur in trans-Rollen besetzt werden, während cis-Schauspielende wie Eddie Redmayne, Elle Fanning oder Noémie Merlant sowohl in cis- als auch in trans-Rollen gecastet werden.
    So dumm es auch klingen mag: Es geht letzten Endes eben doch exakt um die Bedürfnisse und Bedenken auch genau jener Menschen, die aus dem Lautschrift-Beitrag ausgeklammert werden, wenn man tatsächlich Missverständnisse ausräumen und damit Angriffen gegenüber trans-Menschen den Nährboden entziehen will. Es nützt niemandem etwas, die figurative Mistgabel rauszuholen und laut kreischend noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Ich wage zu behaupten, dass im Zentrum der ganzen Debatte gar nicht mal so sehr Hass, sondern viel mehr Ignoranz gegenüber Menschen steht, die man nicht versteht. Rowling selbst ist da übrigens ein Paradebeispiel, sofern man sie beim Wort nehmen kann: “I respect every trans person’s right to live any way that feels authentic and comfortable to them. I’d march with you if you were discriminated against on the basis of being trans.” (https://twitter.com/jk_rowling/status/1269407862234775552) Rowling glaubt nur einfach fälschlicherweise nicht, dass trans-Menschen tatsächlich wegen ihres trans-Seins angefeindet werden.

    Klar, es nervt, wenn man sich mit Menschen an einen Tisch setzen muss, die eine komplett andere Haltung haben. Und mit ihnen zu reden und ihre Skepsis auszuräumen nervt noch viel mehr, weil man sich meistens durch eine Reihe von Argumenten navigieren muss, die aus der eigenen Sicht total idiotisch wirken mögen. Aber wenn am Ende des Tages nur eine*r davon ein Verständnis für trans-Menschen entwickelt, dann wäre es das aus meiner Sicht wert. In jedem Fall wäre es ein besserer Verständigungsversuch als ein mit Plattitüden gespickter Artikel, der letztlich nur der Selbstbeweihräucherung im Sinne eines gut gemeinten, aber doch fragwürdigen Virtue Signalling zu dienen scheint.

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