Lehrerschwemme

Lehrerschwemme

Die Panik, nach dem Lehramtsstudium keinen Job zu finden, schwingt wie ein Damoklesschwert über alle Lehramtsanwärter. Doch wie begründet ist diese Hysterie? Wie sieht die Jobsituation derzeit aus? Welche Alternativen gibt es?

Momentan sind die Einstellungschancen für Lehrer in Bayern eher schlecht. Auf einen offenen Arbeitsplatz kommen momentan 3,5 fertige Lehrer, Tendenz steigend. Dazu kommt, gerade in Regensburg, der Lehramtsuni schlechthin, eine wahre Lehramtsstudentenschwemme. Davon am meisten betroffen ist das Lehramt Grundschule und das Lehramt Gymnasium in einigen Fächern, besonders Deutsch. Aber warum entscheiden sich so viele für ein Studium, an dessen Ende wahrscheinlich keine Stelle steht?

Oft ist es wohl tatsächlich der Beamtenstatus, der lockt. Ein regelmäßiges, von der Wirtschaft weitgehend unabhängiges Gehalt, der unkomplizierte Wiedereinstieg nach dem Mutterschafts- oder Vaterschaftsurlaub. Insgesamt hat ein verbeamteter Lehrer einen familienfreundlichen Beruf, denn es ist relativ einfach, von Vollzeit auf Teilzeit zu wechseln. Auch die Aussicht auf einen Job, der nicht so einfach gekündigt werden kann, ist ein erstrebenswertes Ziel. Ein weiterer Grund für den Job ist der Kontakt mit Menschen, der nach Möglichkeit intensiv und abwechslungsreich ist.

Außerdem bewahrt man sich gleichzeitig das Gewohnte. Man kommt von der Schule und wird wieder an die Schule gehen. Manche streben sogar eine Laufbahn an der Schule an, an der sie bereits selbst gelernt haben. All das scheint besonders auf Frauen zuzutreffen, knapp 70 Prozent aller Lehramtsstudierenden bayernweit sind weiblich.

In Regensburg sind etwa ein Viertel aller Studierenden Lehramtskandidaten. Das hört sich zwar gar nicht so viel an, rechnet man jedoch Fakultäten weg, die keine oder nur sehr wenige Lehrämtler ausbilden, wie beispielsweise Jura, Psychologie oder Medizin, kommt man auf eine recht Quote.

Konkret bedeutet das in erster Linie eines: volle Hörsäle. Da es Vorlesungen gibt, die jeder Lehramtsstudierende besuchen muss, beispielsweise Pädagogik, kommt es vor, dass im H2 auch die Treppen besetzt werden. Konzentriertes Mitschreiben und Mitlernen ist unter solchen Umständen schwierig. Davon abgesehen ist es auch für Dozenten nicht leicht, einer Masse von über 300 Studierenden gegenüberzustehen.

Und für alle, die nun resigniert in die Lautschrift starren und sich überlegen, den Studiengang zu wechseln: Es gibt für Lehrer auch andere Möglichkeiten, Schule zu machen. Zunächst einmal: Es sind nicht alle Fächer davon betroffen. Mathelehrer beispielsweise werden händeringend gesucht. Das Seltsame an der Sache ist, dass dem Lehrerüberangebot ein Lehrermangel in manchen Fächern und für die Hauptschule gegenübersteht. Auch einige Bundesländer haben Probleme, gut ausgebildete Lehrer zu finden. Es kommt mittlerweile relativ häufig vor, dass »richtige« Mathematiker nach einem zweiwöchigen Pädagogik-Crash-Kurs als Lehrer in Klassen gehen und dann innerhalb von zwei bis drei Jahren vom Burnout betroffen sind, weil sie mit den Anforderungen von Schülern nicht zurechtkommen. Beispielsweise ist es schwer, den Stoff, der Schülern beigebracht werden soll, auf Schülerniveau zu vereinfachen. Ständig muss man seinen Stoff im Lehrplan nachschlagen, ob die Kinder das Vorwissen bereits haben und ob man eine bestimmte Methode anwenden darf. Denn Lehrer unterrichten keine Fächer, sie unterrichten Schüler.

Da die meisten aber nicht Mathe, sondern eines der überlaufenen Fächer wie Germanistik studieren: Alle die, die nicht von der Uni »wegverbeamtet« werden, müssen sich vielleicht ein bisschen mehr anstrengen, werden aber auch einen Job finden, denn die Prognosen müssen nicht unbedingt stimmen. Und selbst wenn sie doch zutreffen: Nachhilfe, Abendgymnasium oder auch Seniorenbildung, es gibt viele Möglichkeiten, einen Job außerhalb der Schule zu finden. Mit ein wenig Flexibilität und Freude an der Arbeit hat jeder die Chance, später in seinem Traumjob tätig zu sein und davon auch leben zu können.

Text: Anna Kühner

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