Der Schokowaffel-Terrorist

Der Schokowaffel-Terrorist

Der Sportstudent Thomas Rieger wollte eigentlich nur die Knoppers-Reklame persiflieren. Das Ergebnis: Ein 300 Euro teurer Polizeieinsatz und ein Auftritt bei ProSieben.

Du hast ihn vielleicht schon mal gesehen: in der Mensa, auf den Gängen des Universitätsgebäudes, im Sportzentrum – oder auf Youtube. Er ist ein charismatischer junger Mann mit wildem rotem Haar, blitzend-blauen Augen und einem ansteckenden Lächeln. Dass er Sport studiert sieht man seinem durchtrainierten Körper an. Oft erblickt man ihn deshalb auch auf seinem Fahrrad und dabei trägt er manchmal den geliebten »HiFi-Rucksack« auf dem Rücken, Musik durch die Luft hämmernd. Eben dieser 25-jährige Student flimmerte erst vor kurzem auf ProSieben, in der von Joko und Klaas moderierten Sendung »Die Rechnung geht auf uns!«, über Deutschlands Bildschirme.

Dem ein oder anderen wird spätestens bei dem Wort »HiFi-Rucksack« aufgefallen sein, von wem hier die Rede ist: Thomas Rieger, Lehramtstudent für Sport und Mathe im neunten Semester. Wenn er gerade nicht studiert oder trainiert, nutzt er seine Kreativität auf andere Weise: am liebsten als Hobbyregisseur oder Hobbytüftler. Letzterer Aktivität verdankt die Menschheit den viel gerühmten »HiFi-Rucksack«, ein tragbares, 30 Kilogramm schweres Soundsystem, das er gerne durch die Fußgängerzone oder mit auf Studentendemos schleppt, um für die jeweils passende musikalische Untermalung und spontane Partys zu sorgen.

Doch wie kam der junge Regensburger eigentlich ins Fernsehen? Im Prinzip war es ganz einfach: Zuerst entstand die Idee, den Knoppers-Werbespot mit einem selbstgedrehten Film zu verunglimpfen. Dies geschah als Terrorist verkleidet – samt Tarnkleidung und Sturmhaube (siehe Youtube, Stichwort »Knoppers«, 1. Suchergebnis). Als er bemerkte, dass das für den Dreh benötigte Knoppers fehlte, fuhr er einfach schnell zu einem Supermarkt – und behielt die Terroristenverkleidung an.

Womit niemand, vor allem Tom, nicht rechnete: Sein Laden-Besuch löste einen Polizeieinsatz aus. Obwohl sich rasch herausstellte, dass der Student nichts in die Luft sprengen wollte, blieb ein fader Beigeschmack: Der Polizeieinsatz kostete 300 Euro und den Betrag musste der Reklame-Terrorist selbst begleichen.

Durch eine glückliche Wendung des Schicksals sollte Thomas jedoch nicht ewig auf der Rechnung sitzen bleiben: dank einer neuen Show mit Joko und Klaas, deren Konzept versprach: Zeig uns deine Rechnung, die du aus kuriosen, verrückten oder unfassbaren Gründen bezahlen musstest und erhalte die einmalige Chance, dir das Geld zu erspielen. Und was ist schon verrückter als mit dem Dreh einer Knoppers-Werbung einen Polizeieinsatz auszulösen?

Die Bewerbung bei der Pro7-Show sollte eine der besten Entscheidungen in Toms Leben werden, wie er selbst behauptet. Ein Beweis, dass auch Aktionen, die leicht schief gelaufen sind, sich vielleicht später doch noch auszahlen – wenn man mit der nötigen Zielstrebigkeit dabei ist. Bei der Fernsehshow teilnehmen zu können, war für ihn vergleichsweise einfach. Die wahre Herausforderung bestand darin, sich das Geld für die Rechnung in den Aufgaben der Unterhaltungssendung zu erspielen.

Auf »Sexschleim« ins Finale gerutscht

Diese erste Challenge führte bei Thomas zu Schweißausbrüchen, da er vor einem aggressiven, abgerichteten Schäferhund davon rennen musste. Bei Versagen drohte das Schicksal, als menschlicher Kauknochen herhalten zu müssen. Glücklicherweise lief Thomas, von Angst und Adrenalin beflügelt, schnell genug – womit der Einzug ins Halbfinale feststand. Dort rutschte der junge Sportstudent bravourös mit einer sagenhaften Bestzeit von 2,01 Sekunden über eine Spur »Sexschleim« (erhältlich bei Beate Uhse) ins Finale. Somit waren die 10 000 Euro Siegerprämie in greifbarer Nähe – bis jedoch beim abschließenden Fragespiel die Nerven versagten und Thomas’ Konkurrent das Endspiel für sich entscheiden konnte.

»Herr Rieger« will zukünftig ernst genommen werden

Im Gespräch mit Thomas Rieger offenbart sich, wie sehr ihn die Niederlage im ersten Moment ärgerte, er aber im Nachhinein einfach nur froh war, dabei gewesen zu sein. Nicht nur konnte er eine Fernsehshow einmal live miterleben und viele Erfahrungen sammeln, sondern auch Leute kennenlernen, die das Ereignis zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. So seien zum Beispiel Joko und Klaas, laut Thomas’ Aussage, auch hinter der Bühne »wirklich genauso, wie man sie aus dem Fernsehen kennt«.

Wer Thomas schon länger kennt, weiß, dass er in gewisser Hinsicht beneidenswert ist. Er ist spontan, packt sein Leben ohne Rücksicht auf Verluste an und ist bereit, auch verrückten Einfällen nachzugehen – eine Lebenseinstellung, die beispielsweise schon dazu führte, dass er von der monegassischen Polizei verhaftet wurde, weil er in Monaco über einen von Soldaten bewachten Platz sprintete.

In Zukunft hat Tom sich aber fest vorgenommen, etwas kürzer zu treten. Schließlich möchte »Herr Rieger« als zukünftiger Lehrer von seinen Schülern ernst genommen werden. Dennoch besteht berechtigter Zweifel, dass er von jetzt an ein braves, bürgerliches Leben führen wird. »Denn«, wie der Rotschopf so gerne sagt, »nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom.«

Text: Andrea Haller

Foto: Privat

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