Wohnsinn-Kolumne: Als die Krücken still standen…

Wohnsinn-Kolumne: Als die Krücken still standen…

Ich liebe Horrorfilme! Und hasse sie gleichzeitig. Dennoch packt mich manchmal die seltsame Euphorie, unbedingt mal wieder einen sehen zu wollen – nur um es hinterher zu bereuen, denn die Szenen verfolgen mich noch wochenlang danach. Und dank meiner besten Freundin, spielt sich mehrmals die Woche ein Horrorfilm nur für mich ab – direkt hinter meiner Wohnungstür …

von Kati Auerswald

Ja ja, die Semesterferien…. wenn es nur mal »richtige« Ferien wären – so ganz ohne Projektarbeiten, unbezahlte Praktikumsstellen oder Hausarbeiten. Klar, dass man da manchmal – sobald man eine gewisse Schwelle überschreitet – mal versehentlich den Verstand verliert. Früher oder später.

Besonders wenn man, wie ich dieses Semester, mit Nebenjob(s), Praktika, Projektarbeit(en) und Hausarbeit(en) so eingebunden ist, dass man mit letzterem später dran ist, als ursprünglich geplant. Als dann die Abgabefristen meiner Hausarbeiten knapp einen Monat vorverlegt wurde, war mein Chaos perfekt. 

Aber wofür hat man beste FreundInnen? Die wissen schließlich immer, wie es einem selbst gerade (er)geht und was man wann braucht. So wie meine beste Freundin, die eine Woche vor meiner Abgabefrist meinte: »Was du brauchst, ist dringend mal Ablenkung . Du kannst doch nicht von früh bis in die Nacht hinein durcharbeiten!« Schließlich überredete sie mich zu einem Horrorfilm-Abend in meiner Wohnung. 

So kauerten wir knapp einen Tag später vor meinem Fernseher und hielten gerade gespannt unseren Atem bei Insidious an. Dann hörten wir es. »Was ist das?«, flüsterte meine Freundin Maria neben mir. Sie war sich unsicher, ob die rhythmisch-klackenden Geräusche, die langsam aber sicher näher kamen, von draußen oder dem Film herrührten. Ich verdrehte die Augen – mir war dieses Geräusch nur zu bekannt. »Das sind die Krücken meines gehbehinderten Nachbars Rudolf. Der wohnt nebenan und muss immer an meiner Wohnung vorbeilaufen, um zu seiner zu kommen.« Maria überlegte einen Moment … und grinste. »Stell dir mal vor, du hörst, wie die Krücken auf deine Wohnungstür zukommen, direkt hinter deiner Tür stehen … und plötzlich ist alles still.« Dramatisch schwang sie beide Arme, um ihren Worten mehr Bedeutung zu geben. Entgeistert sah ich sie an. Entgeistert war ich immer noch, als ich sie Stunden später verabschiedete. Und an den darauffolgenden Tagen, denn wann immer ich jetzt das Klacken der Krücken auf dem Flur widerhallen höre, beginne ich automatisch zu lauschen. Und halte kurz den Atem an, wenn sie an meiner Wohnungstür vorbeigehen…. Vielleicht sollte ich doch keine Horrorfilme mehr schauen. 

Mit hoffentlich etwas weniger gruseligen Geschichten meldet sich nächste Woche Lotte aus ihrer WG.

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