Die Wahrheit hinter WG-Castings

Die Wahrheit hinter WG-Castings

Eine Wohnung in Regensburg zu bekommen, kann sich als sehr schwierig entpuppen. Oft muss man sich durch WG-Castings quälen, nur um am Ende eine Absage zu bekommen. Da wünscht man sich manchmal, auf der anderen Seite zu sitzen – doch auch das kann sich als sehr anstrengend herausstellen.

von Alex Gebhard

Spricht man das Thema Wohnung an, kommt es mir manchmal so vor, als würden alle nur noch Schwarz sehen. Überall herrscht Wohnungsnot und irgendwie ist jeder ständig auf der Suche. Ich muss gestehen, ich hatte ziemliches Glück, wohne sehr zentral, zahle wenig und habe ein sehr großes Zimmer. Die meisten hatten da weniger Glück, aber am Ende sind viele doch zufrieden, mit dem was sie haben. Klar, es geht immer noch besser. Zugegeben der Wohnungsmarkt ist auch wirklich nicht optimal. Zweimal haben wir ein Zimmer schon in WG-Gesucht gestellt und jedes Mal um die 200 Anfragen bekommen – von nur einem Geschlecht. Als frische Erstis durften wir damals die Wohnung von meiner Schwester übernehmen, kein Hauptmieterwechsel, keine Mieterhöhung. Da dachten sich die beiden jungen Studenten: Das nutzen wir für ein großes WG-Casting! Doch wie wählt man aus 200 Leuten die richtige Person aus? Abend für Abend haben wir zusammen die Bewerbungstexte durchgelesen, aber im Durchschnitt ist es immer dasselbe. »Putzen ist für mich kein Problem, nicht so oft ist auch okay«. »Beim Feiern bin ich immer dabei, Netflixabende sind aber auch super«. Verständlich, immerhin wollen sie ja auch das Zimmer und präsentieren sich so optimal wie möglich. Da ist man dennoch froh, wenn wenigstens ein Bild mit dabei ist, auch wenn das ja verpönt ist. Im Nachhinein würde ich aber behaupten: Jemanden auszuwählen, der zu einer WG Besichtigung kommt, hat einfach unglaublich viel mit Oberflächlichkeiten zu tun. Immerhin zeigt derjenige auch nur einen kurzen Ausschnitt von sich. Dass sie unglaublich gerne im Zimmer geraucht hat, das hat sie verschwiegen, das steht dann auch in keinem Text. Denn nach 30 Bewerbern, viel Alkohol und lästigen Fragen à la »Welches Tier wärst du« haben wir natürlich die Falsche genommen. 200 Bewerber und wir schaffen es, denjenigen auszuwählen, der stiehlt und leidenschaftlich gern die Nachbarn beschimpft. Aber selbst wenn man sich eine halbe Stunde gegenübersitzt und sich oftmals gut unterhält, weiß man doch nichts von der Person, außer noch mehr oberflächliche Dingen, die vielleicht sogar gespielt sind. Nachdem sie ausgezogen war, durften wir das Zimmer wieder neu besetzen. Nun ist es jemand geworden, den uns Freunde empfohlen haben, worüber ich sehr glücklich bin. Denn ihr Bewerbungstext hätte nicht dazu geführt, dass wir jetzt die Wohnung teilen und schon gar nicht ein Fragebogen mit Fallbeispielen. »Die WG geht zusammen feiern, nach vielen alkoholischen Getränken geht dein Mitbewohner verloren.  Was tust du?« Ich würde mich ja noch nicht mal selbst beim Feiern suchen, sollte ich verloren gehen. Rückblickend war es wohl für alle Bewerber eine Qual und ich müsste mich eigentlich bei fast allen entschuldigen. Wenigstens haben die meisten, denen wir abgesagt haben, dennoch eine Wohnung bekommen und einen Platz. Denn ich glaube, auch wenn die Wohnungssuche in Regensburg momentan sehr schwer ist, am Ende bekommen die meisten nach einer gewissen Zeit trotzdem ein schönes Zimmer.

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