Zustände wie beim Berliner Flughafen

Zustände wie beim Berliner Flughafen

In Deutschland macht jeder früher oder später mit dem Brandschutz Bekanntschaft. Da wäre zum Beispiel der neue Flughafen der Hauptstadt, der einfach nicht fertig werden will oder auch türkische Politiker, die ihre Wahlkampfveranstaltungen nicht abhalten konnten. Auch in meinem alten Wohnheim stellte der Brandschutz so einiges auf den Kopf.

Von Fabian Westermeyer

Schon bei der Besichtigung hätte ich vermuten können, dass die Verwaltung die Betreuung der Anlage eher als zweitrangig sieht. Denn auf dem Weg zu meinem Zimmer durfte ich mich erstmal an einem Schrank vorbeiquetschen, an dem auf einem Zettel vermerkt war: „Bitte Fluchtwege umgehend freimachen, andernfalls erfolgt eine kostenpflichtige Entfernung.“ Ausgestellt worden war der Hinweis vor über einem Jahr, trotzdem stand das Objekt unbewegt an Ort und Stelle. Mich störte das nicht – schließlich hatte ich mir gerade auf dem umkämpfen Regensburger Wohnungsmarkt ein Zimmer gesichert. Beim ersten Zusammentreffen mit den Langzeitansässigen bekam ich dann zu hören, dass die Wohnanlage schon länger stillgelegt werden soll. Nachdem aber bereits die Vormieter den WG-Ältesten dieses Gerücht beim Einzug erzählt hatten, galt der Plan inzwischen als Legende, was mich wieder etwas beruhigte. Man verfolgte dieses Projekt also mit dem gleichen Eifer wie die Beseitigung des Schrankes.

Nach knapp einem Jahr in der neuen Wohnung war es letztlich doch soweit. Mit der Pünktlichkeit der deutschen Bahn entschied sich die Verwaltung die Verträge auslaufen zu lassen. Den Start machte das Internet. So wurde auf ein Ankaufen im neuen Jahr verzichtet, stattdessen sollten wir Bewohner die drei ausbleibenden Monate selbst überbrücken. Dass die Mitteilung erst kurz vor Jahresende erfolgte, erleichterte das Unterfangen nicht unbedingt. Während von dieser Neuerung alle betroffen waren, hatte sich die Verwaltung für die Mieter der obersten Etage etwas Besonderes einfallen lassen. So wurden diese aus Brandschutzgründen für die letzten Monate in ein unteres Stockwerk umgesiedelt. Ähnlich wie beim BER hat die Verwaltung wohl solche Überlegungen bei der Planung hintenangestellt. Ausbaden durften das ausnahmsweise die Menschen ganz oben, deren Blicke beim nächsten Zusammentreffen des Wohnheims dementsprechend verdutzt waren. Für deren Zwangsumsiedlung mussten nun Schränke geleert, Kisten gepackt und Möbel transportiert werden, ehe den Umziehenden dieses Schicksal in einigen Monaten nochmal drohte. Ich blieb davon glücklicherweise verschont und bekam stattdessen einige bekannte Gesichter als neue Gang-Nachbarn, mit denen ich mir für die restliche Zeit die Gemeinschaftsküche teilte.

Nachdem es die Verwaltung außerdem mit der Kündigungsfrist nicht so eng gesehen hatte, offerierten sie uns Mietern für das kommende Semester in einem anderen Wohnheim der Einrichtung unterzukommen. Dort hätte man allerdings auch nur für ein Semester Zuflucht gefunden, weil die Anlage dort abgerissen werden sollte, wodurch man erneut hätte umziehen müssen. Ich konnte diese Klippe umschiffen, weil ich anderweitig eine Wohnung gefunden hatte. Andere mussten nach dem Semester in der Zwischenlösung zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres umziehen. Der Zettel zu Beginn hätte mir also eine Warnung sein sollen. An den stiefmütterlichen Umgang mit der Wohnanlage werde ich immer wieder erinnert, wenn ich mich heute, fast zwei Jahre nach dem Auszug, immer noch unter den Namensschildern an der Hausfassade wiederfinde. Was die Frage offen lässt, was zuerst fertig wird — die Renovierung des Wohnheims oder der Bau des Berliner Flughafens?

Nächste Woche gibt es wieder neues aus dem weniger baufälligen, dafür umso christlicheren Wohnheim von Regina.

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