Vegan? Nein, danke.

Vegan? Nein, danke.

Es ist wirklich nett, wenn sich die Vermieter für ein paar Pannen innerhalb der WG entschuldigen möchten – ob ein (oder mehrere) Stromausfälle oder der seit Monaten kaputte WC-Spülkasten. Noch netter ist es, wenn man als Folge davon von den Vermietern zu einem Grillabend eingeladen wird. Nicht so nett wiederum ist es, wenn man »ausgeladen« wird, sobald die Rede von einem veganen Dessert als Mitbringsel ist …

Von Kati Auerswald

Zunächst: Normalerweise pflegt meine WG einen wirklich guten Kontakt zu unseren Vermietern: unsere Vermieterin und ihrem Partner, der automatisch schon zu unserem »inoffiziellen Vermieter« avanciert ist. Wirklich nette und faire Leute. Stets hilfsbereit und bemüht – was man ja nicht von jedem Vermieter behaupten kann.

Aber nun zurück zum Geschehen: Jeder hat sie mindestens einmal während seiner WG-Zeit – wir haben und hatten sie schon häufiger: Stromausfälle. So auch letzten Sommer. Doch einer dieser Stromausfälle ist meiner Mitbewohnerin Hannah besonders im Gedächtnis geblieben. Nicht nur, weil sie zum Zeitpunkt des Geschehens allein in unserer WG war. Es geschah an Pfingsten – ein besonders günstiger Zeitpunkt, da gleich mehrere Feiertage hintereinander waren.

Der Strom war also weg – ganz plötzlich und unerwartet. Und Hannah stand mutterseelenallein in unserer Wohnung, tapste wortwörtlich im Dunkeln herum und dachte panisch und verängstigt nur: »Scheiße. Der Strom ist weg. Was nun?« Sie wusste nicht einmal, wo unser Stromkasten steht, geschweige denn, welche Knöpfchen sie hätte drücken müssen, falls sie ihn gefunden hätte. Also rief sie panisch unsere verständnisvolle Vermieterin an, die sich zusammen mit ihrem Partner augenblicklich auf den Weg zu ihr machte, sie beruhigte und den Strom wieder in Gang setzte. Ende gut, alles gut, würde man sich hier nun denken. Doch es geht weiter. Als wenige Wochen später unsere nächste »Baustelle«, der bereits erwähnte WC-Spülkasten, repariert werden sollte, rückten beide Vermieter erneut an.

Diesmal war unsere WG wieder vollbesetzt: Steffi, Hannah und ich waren alle da und freuten uns schon auf einen Toilettengang, der ganz ohne den untergestellten Eimer auskommen sollte, welcher zuvor immer zuverlässig das tropfende Wasser des kaputten Spülkastens aufgefangen hatte. Als nach wenigen Stunden die Reparaturen abgeschlossen waren, bedankten wir uns alle kräftig bei unseren Vermietern und unterhielten uns noch ein Weilchen mit ihnen. Der gute alte Smalltalk. Am Ende entschuldigte sich unsere Vermieterin für die Umstände des letzten Stromausfalles bei Hannah. Sie hatte nämlich keinen Elektriker holen wollen, weil der wegen der Feiertage teurer als sonst gewesen wäre. Da ihr Partner, unser »inoffizieller Vermieter«, oft und gern angeln ging, luden uns beide zu einem Grillabend ein, an dem der frische, selbst erlegte Fisch gegrillt werden sollte. Da waren wir natürlich sofort Feuer und Flamme – wir aßen alle Drei liebend gerne Fisch – und frisch natürlich am Liebsten. Deshalb begannen wir während der Unterhaltung, uns den gemeinsamen Grillabend idyllisch auszumalen: Ein lauwarmer Sommerabend, an dem man abends die Grillen zirpen hört, dazu ein Gläschen mitgebrachten Wein zum frisch gegrillten Fisch… »und wir können ein veganes Dessert mitbringen!«, schlugen Steffi und Hannah – eifrig und noch immer vor Freude glühend – vor. Da verfinsterten sich mit einem Mal die Mienen unserer Vermieter. Sie tauschten einen nervös-hektischen Blick aus, bevor unser Vermieter kurz angebunden sagte: »Vielleicht bringen wir euch den Fisch doch so vorbei…« Seitdem war von einem gemeinsamen Grillabend nie wieder die Rede. Den Fisch haben wir ebenfalls nie gesehen. Oder er uns.

Aber das war’s erst mal von mir und den turbulenten Ereignissen in meiner WG. Freut euch auf nächste Woche, dann berichtet euch Lotte wieder von den Eigenheiten ihres Aufenthalts in Frankreich.

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