WG-Wahnsinn: Hör mal, wer da klopft!

WG-Wahnsinn: Hör mal, wer da klopft!

Wer kennt das nicht? Die Türe knarrt, der Holzboden knackt, man hört Fußschritte im oberen Geschoß, weil Nachbar A gerade heimgekommen ist, während gleichzeitig Nachbar B im unteren Stockwerk seine alltägliche Abendsoap auf RTL2 sieht. Oh, es hat an der Tür geklopft – wahrscheinlich der Postbote, weil unsere Klingel gerade kaputt ist. Alles ganz normale, alltägliche Dinge. Vielleicht würde man das alles ja mit ganz anderen Augen sehen, wenn sich eine dreiste Mädels-WG einmal einen Spaß erlaubt. Und danach nie wieder…

Von Kati Auerswald

Hallo zusammen, mein Name ist Kati, und seit gut einem Jahr wohne ich mit zwei Mädels, Steffi und Hannah, nördlich von Regensburg in einer Wohngemeinschaft. Unser Altersdurchschnitt ist Anfang-Mitte 20 und wir studieren alle etwas in Richtung Politik, Kultur, Medien und Demokratiewissenschaften. Und bisher ist unser Dreier-Gespann immer als nett betuddelt worden. Vor rund einem Jahr haben wir unsere WG bei Einzug neu gegründet, da es sich bei unseren Vormietern um eine Familie gehandelt hatte – das nur als kleine Info am Rande.

Alles begann vor einigen Monaten, als Steffi plötzlich mit einem alten, eingerahmten Schwarz-Weiß-Foto in unserer WG aufgekreuzt ist. Das Bild habe sie neulich in einer alten Kiste gefunden, als sie ihre Großeltern besucht hatte. Es zeigt ihren Opa mit seiner damaligen Schulklasse und stammt aus den 1920er Jahren. Man sieht also teils verarmte, traurig-ernste Kindergesichter, die zum Klassenfoto aufgestellt wurden und kaum älter als 8 oder 9 Jahre sein konnten. Das Ganze hatte noch mehr von einem Horrorfilm, wenn man die Schülernamen auf der Rückseite des eingerahmten Fotos sah, die auf altem, vergilbten Papier standen. Und da Steffi skurrile Dinge mag, dachte sie, sie bringt das Foto von der Schulklasse ihres Opas einfach mit und hängt es in unserem Gemeinschafts-Wohnzimmer auf, da das ja schließlich gut zu der uralten Holzvitrine, dem alten Sofa und den anderen alten Holzmobiliaren im Wohnzimmer passte, das ich tatsächlich alles aus der Wohnungsauflösung einer alten Frau hatte. Wir wurden nicht umsonst als die Oma-WG schlechthin betitelt!

Wenige Wochen später eröffnete Steffi’s Cousine, sie würde sie gern für einige Tage in ihrer WG in Regensburg besuchen kommen, unter anderem, um zu sehen, wie sie so lebt. Bescheiden, wie wir waren, boten wir dem Cousinchen für die Nacht unser schickes ausziehbares Oma-Schlaf-Sofa an, welches sie dankend annahm. Nur kam uns dabei ein – für uns zu diesem Zeitpunkt lustiger- Gedanke in den Kopf. Wir dachten an das frisch aufgehängte Schwarz-Weiß-Foto, das sich ebenfalls im Wohnzimmer befand…

»Wir wissen einfach nicht, was es mit diesem Bild auf sich hat« , begann Steffi, nachdem sie ihrer Cousine bei Ankunft eine kleine Tour durch unsere bescheidene WG gab. »Es war da, bevor wir hier eingezogen sind und selbst bei unseren Vormietern hing das Bild schon hier im Wohnzimmer. Einmal, da haben wir‘s abgehängt, doch dann hat es plötzlich mitten in der Nacht das Klopfen angefangen.« Sie ahmte die Klopfgeräusche kurz nach. »An der Haustür, in den Wänden, in der Decke.« »Ja, das weiß ich noch« , warf ich ein und spielte mit. »Da bin ich doch nachts von den Klopfgeräuschen wach geworden und habe dich«, ich wandte mich kurz an Steffi, »im Flur getroffen, weil du auch wach warst. Ich habe dann die Haustür aufgemacht, weil ich dachte: Wer klopft denn da mitten in der Nacht bei uns an der Tür? Und der Witz war, dass da Niemand war.« »Wir haben dann das Bild wieder aufgehängt und seitdem nicht mehr abgehangen. Also häng es bitte nicht ab«, beendete Steffi das Ganze bitterernst. Die Augen ihrer Cousine haben sich zwischenzeitlich etwas geweitet, doch am Ende brachte sie nur ein ungläubiges, langgezogenes »Okay« heraus. Doch ausgerechnet am Abend darauf hatte unsere dritte Mitbewohnerin Hannah vor dem Weggehen mit Freunden ihren Schlüssel vergessen und kam nur durch Zufall durch die sonst immer verschlossene Haupteingangstür. Ein weiterer dummer Zufall war, dass Hannahs Handy tot war und unsere Klingel zu diesem Zeitpunkt auch nicht funktionierte. Also stand Hannah vor der Wohnungstür, wollte rein und in der Hoffnung, jemand würde sie hören, klopfte sie. Und klopfte und klopfte und klopfte- nach dem ein oder anderen Drink hat man ja ein anderes Zeitgefühl. Da ausgerechnet das Wohnzimmer direkt neben der Wohnungstür war, wurde Hannah von jemandem gehört. Doch nicht von Steffi oder mir, da sich unsere Zimmer am anderen Ende der Wohnung befanden und wir rein gar nichts gehört hatten. Hannah kapierte nach gefühlt zehn Minuten Klopfen, dass sie wahrscheinlich nicht mehr in die Wohnung kommen würde und quartierte sich deshalb für die Nacht bei der befreundeten Mädels-WG aus dem Erdgeschoss ein.

Was wir nicht wussten, war, dass dieses nächtliche Klopf-Ereignis in Kombination mit dem unheimlichen Foto im Wohnzimmer und der Horrorgeschichte dahinter, Steffis Cousine eine ziemlich schlimme, schlaflose Nacht bereitete. Noch unsere Horror-Story im Hinterkopf muss dieses Klopfen eine solche Panik in ihr ausgelöst haben, dass sie Stunden später, in den frühen Morgenstunden, still und heimlich ihre Sachen zusammenpackte, eine Notiz für Steffi auf dem Küchentisch hinterließ und lautlos mit dem Auto abreiste. Auch wenn wir seitdem unsere Klingel repariert haben und uns noch heute köstlich über diese Story amüsieren, haben wir es für keine gute Idee befunden, unseren Spaß, aufgrund der krassen Reaktion der Cousine, in keine zweite Runde zu schicken. Und selbst, als Steffi ihre Cousine im Nachhinein aufgeklärt und seitdem sogar wieder in ihrer Heimatstadt besucht hat: Unsere Oma-Spuk-WG hat das Cousinchen seitdem nie mehr wiedergesehen oder gehört. Uuuups…

Wenn euch diese Story gefallen hat, dann schaut nächste Woche vorbei, wenn die euch noch unbekannte Lotte live, vor Ort und topaktuell aus ihrem Wohnsinn berichtet.

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